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Skitouren um die Kelchalm

Vom 2. bis 4. Februar  ging es unter der Leitung von Christoph Rother, Trainer B Skihochtouren, für ein Skitourenwochenende auf die Kelchalm. Die Anfahrt erfolgte mit dem AV-Bus, vorbei an Kitzbühel nach Wiesenegg im Jochbergtal. Die Kelchalm (Bochumer Hütte) ist ein alter Bergwerksstandort auf 1430 m Höhe, betreut von der Sektion Bochum des DAV. Es ist eine einfache, günstige und urige Alpenvereinshütte, die ihres gleichen sucht.

Eigentlich war die Tour als Genuss-Skitour mit bis zu 1000 Höhenmeter täglich konzipiert, mithin Zeit für einen Ratsch auf der Terrasse.  Doch es kam alles etwas anders, sei es, dass es an der hohen Motivation der Teilnehmer (oder ihres Leiters) lag, oder daran, dass das Wetter keine langen Terrassenaufenthalte zuließ. Kurzerhand wurde die tägliche Dauer mit sechs Stunden als “Mindestaufstiegszeit” definiert. Gleichwohl kam der Genuss nicht zu kurz. Nach dem knapp einstündigen Aufstieg empfing uns Ilona nämlich herzlich mit einem Kaffee und einem feinen Stück Kuchen auf ihrer Hütte.

Im Aufstieg zur Kelchalm
Die Kelchalm – Bochumer Hütte

Am Freitag ging es bei einsetzendem Schneefall von der Hütte aus auf Erkundungstour. Das Motto war, sämtliche Gipfel des Tales über das Wochenende im Uhrzeigersinn „abzuhaken“. So ging es, überraschend steil, Richtung Laubkogel (1760 m). Bei Punkt 1815 m entdeckten wir eine schöne Linie für den Folgetag, weiter zum Hahnenkampl (1812 m) bis schließlich zum kühlen und windigen Rauber (1972 m).

Auf markierten Wanderwegen
Aufstieg im Schnee
Am Laubkogel
Hahnenkampl
Orientierung für Samstag
Am Rauber

Für die Abfahrt wählten wir eine Querfahrt zur Oberkaseralm (1739 m). Trotz schlechter Sicht begeisterte nunmehr der Schnee. Über einen Ziehweg ging es das Tal hinaus zurück Richtung Kelchalm.

In der Abfahrt von der Oberkaseralm

Auf Höhe der Niederkaseralm (1373 m) ließ ich es mir nicht nehmen, links den wunderbaren Hang anzufahren. Etwas murrend folgten die anderen, da nach dem kurzen aber schönen Hang erst ein Bachbett und dann eine sehr steile Hangquerung hinzukamen.

Seitensprung

Es kostete manchen etwas Überwindung in den Steilhängen seine Schwünge zu ziehen. Nach ein paar Höhenmetern Gegenanstieg, die heutigen 1256 Höhenmeter mussten ja voll werden, hatten wir den Weg aber wieder schnell erreicht, so auch die Hütte noch im Tageslicht. Zwei große Pfannen mit Kasspatzen füllten die hungrigen Mägen als Grundlage für eine lange Tour am Samstag. Abends planten wir noch den nächsten Tag, beschäftigten uns mit dem Lawinenlagebericht, dem Lawinenmantra, SnowCard und Skitourenguru: Gefahrenstufe 1 mit latenter Gefahr von Gleitschneelawinen sowie frischem Triebschnee ließen die Tourenplanung relativ entspannt angehen.

Historische Türe zum Lager

Am Samstag starteten wir bei leichter Bewölkung, der blaue Himmel kam schon durch, es war aber zu warm, nachts konnte es aufgrund der Bewölkung nicht abstrahlen. Steil und schnell ging es zu Punkt 1815 m. Genau vom höchsten Punkt am Grat gab es eine direkte Linie ins (jenseitige) Tal, die unbefahren war. Leider war der Schnee nicht ganz so optimal wie erhofft. So galt es dann auch erst einmal davonfahrende Ski wieder einzufangen. Unterhalb der Brachofenbachalm (1340 m) fellten wir nach einer gewagten Bachüberquerung dann wieder an.

Blick zurück auf den morgendlichen Abfahrtsgrat
Bachquerung

Es wurde warm. Über die Staffalm (1589 m) ging es auf die Sonnenspitze, 2062 m. Der Blick schweifte zu „unserem“ Birnhorn am Leoganger Steinberg und über die (weißen) Pinzgauer Grasberge.

Schattenspiel
Im Aufstieg zur Sonnenspitze
Blick zum Birnhorn

Am Henlabjoch (1860 m) stand eine spannende Entscheidung an: Wie kommen wir mit möglichst wenig Gegenanstieg zurück in unser Tal der Kelchalm? Wir entschieden uns, den Grat zum Staffkogel (2115 m)  hinauf zu steigen, den Staffkogel am felsigen Gipfelaufbau jedoch nördlich zu umgehen und wieder hinab bis zu einer Almhütte ein paar schöne Schwünge zu genießen. Das erneute Auffellen ging schnell vonstatten, der Trainingsaufstieg in das Oberreiter Joch (1897 m) ebenfalls. Nun die Hypotenuse zum Saaljoch (1875 m) oder doch die Kathete zum Saalkogel (2006 m)? Wir entschieden uns für den Gratanstieg auf den Saalkogel. Luftig und ausgesetzt ging es über einen abgewehten Rücken hinauf. Oben waren wir froh, die insgesamt 1533 Höhenmeter im Aufstieg für diesen Tag geschafft zu haben.

Talschluss der Staffalm
Grat zum Saalkogel
Wechte im Licht und Schatten

Die Abfahrt über die Oberkaseralm kannten wir schon vom Vortag. Nach über 8 Stunden und 16,5 Kilometer kamen wir erschöpft aber erfüllt an der Kelchalm an. Überraschend empfing uns dort unser Sektionsmitglied Anna, die auch für das Wochenende auf die Hütte gekommen war. Stiegl-Bier und riesige Speckknödel in unglaublicher Menge stillten zu später Stunde Durst und Hunger.

Kelchalm

Am Sonntag ging es vorbei an der Oberkaseralm zum Tor, einem Joch auf 1933 m Höhe, der Übergang zu Torsee und Toralm. Große Gleitschneerutschen unterhalb des Tristkogels ließen uns von dem Vorhaben seiner Überschreitung aber Abstand nehmen.

Am Tor vor Toralm und Torsee
Mit Harscheisen

Das eigentliche Ziel blieb der Gamshag (2178 m). Mit vielen Spitzkehren bewältigten wir die erste Steilstufe in praller Sonne. Mit Ausnutzung des gesamten Hanges gelang es uns sodann mit nur drei Spitzkehren recht entspannt auf den Gipfelkamm zu kommen. Beim Teufelssprung (2174 m) hatten wir bereits vom Tor aus eine interessante Abfahrtsvariante in der Ostflanke ausgemacht. So ging es entlang des meterweit überwechteten Grates bei auflebendem Wind dorthin. Spannend war die Einfahrt vom Gipfel in die steile Ostflanke. Erst Pulver, dann verharscht, kamen wir schnell hinab zum Torsee. Die Windstille und die Sonne genießend gruben wir ein Schneeprofil, nun ausgestattet mit neuer Schneesäge und Schneethermometer. Es ist schon faszinierend, wenn der Schnee so hoch liegt und man es bei aller Anstrengung nicht schafft, den Grund zu erreichen.

Blick Richtung Teufelssprung
Am Teufelssprung
Sprung in die Ostflanke

Kurz darauf waren wir wieder bei der Kelchalm. Mit Tiroler Spezialitäten stärkten wir uns nun doch noch auf der Sonnenterrasse. Und dann hieß es wehmütig schon wieder Rucksackpacken und abzufahren. Über die Schlittenbahn ging es, wenn auch unkonventionell, rasend schnell zum Sektionsbus.

Kelchalm in der Sonne
Schlittenfahrt mit Ski

Als Resümee kann festgehalten werden, dass die Kelchalm trotz ihrer niedrigen Lage ein schneesicheres Tourenziel im Februar ist; es erwarten ambitionierte Skitourengeher spannende und abwechslungsreiche und teils auch durchaus steile Abfahrten in der Umgebung einer liebevoll geführten Hütte. Wir kommen gerne wieder.

Bericht: Christoph Rother, Trainer B Skihochtouren
Fotos: Andreas Fiedler, Hans Donaubauer, Dominik Panny und Christoph Rother

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