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Skitourendurchquerung Tuxer Alpen

Vom 15. bis 17. März 2024 erfolgte unter der Leitung von Christoph Rother, Trainer B Skihochtouren, eine spannende Skitourendurchquerung der Tuxer Alpen von Navis (1337 m) nach Hochfügen. Insgesamt waren 5000 Höhenmeter und 58 Kilometer zu bewältigen und das in nur drei anstatt der üblichen vier Tage.

Die Anfahrt erfolgte mit dem AV-Bus, jedoch diesmal nur bis Jenbach. Denn dort nutzten wir das neue Park+Rail-Parkhaus (2 €/Tag). Mit Zug (8 Uhr) und Gruppenticket ging es über Innsbruck nach Matrei am Brenner (992 m) und dann weiter mit dem Bus bis Navis. Mancher der fünf Teilnehmer befand sich erstmals mit Skitourenstiefeln in einem Zug. Entsprechend vorbildlich fuhren die Züge pünktlichst, sämtliche Anschlussverbindungen wurden erreicht. Um 9:30 Uhr kamen wir in Navis-Schranzberg an.

Wir, das waren fünf äußerst ausdauernde und hochmotivierte Skitourengeher, die aus einem harten Auswahlprozess hervorgingen und ich als Tourenführer. Die Idee für die Tour entstand bei den regelmäßigen Treffen der drei Passauer Skitouren-Alpinguides in der L’Osteria im Frühling letzten Jahres.

Der Freitag: Frühlingshaft fing auch die Tour auf 1370 Meter an. Dass die Hänge beim Grünberglift und bei den Grünhöfen im wahrsten Sinne grün waren, mochte der südseitigen Lage geschuldet sein. Dass aber auch nordseitig einige Höhenmeter bis zum Schnee zu überwinden waren, entsprach nicht unserer Erwartung. Quirin grinste, als ich ihn anschaute. Wir kannten uns vom diesjährigen Grundkurs Skitouren Level 2. Sofort war klar, dass wir die schneebedeckte Waldschneise rechts hoch gehen würden, um genauer zu sein: sehr steil hoch gehen würden. Wir erahnten oben einen querenden und vermeintlich „rettenden“ Forstweg.

Auf Abwegen bzw. „Variante“

Die guten Vorsätze, die Tour langsam anzugehen, waren schnell dahin. In zahllosen Spitzkehren ging es zügig nach oben und da Forstwege für Durchquerer doch eher langweilig sind, folgte die zweite Schneise sogleich.

Im Aufstieg über dem grünen Naviser Tal und Wipptal

Zwischenzeitlich lag die Naviser Hütte (1787 m) nicht mehr auf dem direkten Weg, sodass wir dem Kamm zum Weirichegg folgten; es war immerhin eine logische Linie erkennbar. Bald aber kamen wir uns vor, wie Skitourengeher sich im dritten Grad fühlen dürften, oder sollte man besser sagen: Kletterer im dritten Grad? Auf dem Plateau angekommen ging es deutlich entspannter weiter. Nur die Wärme machte uns zu schaffen. Hohe Warte (Skitour aus 2023) und Olperer (3476 m) kamen nun in unser Blickfeld. Unser erster Gipfel war aber „nur“ das Naviser Kreuzjöchl (2536 m). Wir konnten uns sicher sein, dass unsere neue, absolut kompromisslose Variante eher selten begangen wird, wenn überhaupt.

Im Aufstieg zum Naviser Kreuzjöchl
Vorgipfel des Naviser Kreuzjöchls

 

Nun kam der anstrengendste Teil des ersten Tages, wer hätte das zuvor gedacht! Über das Griffjoch ging es eher flach am Kamm entlang. Erst vor dem Staffelsee kam die Steilstufe mit Checkpunkt. Doch bereits hier merkten wir, dass wohl das frühe Aufstehen, die direkte Variante, die Höhe oder aber doch die unerbittliche Sonne im nun diffusen nebeligen Einheitsweiß ihren Tribut forderten.

Steilwand oberhalb des Griffjochs

Zum Geier (2857 m) war es nicht mehr allzu weit, gegen halb vier erreichten wir den höchsten Punkt unserer Durchquerung. Nun gingen nach 1600 Höhenmetern auch die Trinkreserven zur Neige. Umso schöner die Abfahrt zur Lizumer Hütte (2019 m). Die vorherige Abfrage beim Militärkommando hatte ergeben, dass an unserem Wochenende keine Schießübungen stattfanden.

In der Abfahrt

Um halb fünf saßen wir bereits auf der Terrasse der Lizumer Hütte. Schnell sprach sich herum, dass die „Passauer“ nun da seien. Kein Wunder, denn Tobias Spechter, der Hüttenwirt der Lizumer Hütte, hat Passauer Wurzeln.

Die Lizumer Hütte beeindruckt mit ihrer Einheit aus Alt und Neu. Anders als auf manch anderer modernisierten Hütte, ist es hier gelungen, Beton mit Holz und Licht, aber auch mit alten und urigen Elementen wie der Holzdecke im Gastraum, wohltuend zu kombinieren. Die Gastfreundschaft, das schmackhafte nepalesische Essen und nicht zuletzt das schöne Lager ließen den kurzen Hüttenaufenthalt ein besonderes und erholsames Erlebnis sein.

Morgensonne an der Lizumer Hütte

Der Samstag: In der Früh studierten wir noch die Karte mit den Wildschutzgebieten. Das eigentliche Nahziel war die Torspitze, insgesamt erwarteten uns (eigentlich) „nur“ 1300 Höhenmeter. Quirin grinste, als ich ihn anschaute. Schnell war klar, dass die Graue Wand einen Abstecher wert sein könnte, denn unsere Linien sollten außerhalb des geschützten Bereichs liegen. Gesagt, getan. So ging es also am Roßkopf (2576 m) vorbei, der Sonne entgegen auf die Graue Wand (2594 m).

Im Aufstieg zur Grauen Wand
Im Aufstieg

Die unbefahrene Nordflanke war unser Eldorado. Bis auf 2155 Meter fuhren wir ab. Die paar Zusatzhöhenmeter störten nicht wirklich, nach weiteren eineinhalb Stunden standen wir bereits auf der Torspitze (2663 m). Vor allem die wunderbaren Spiele von Sonne, Nebel und Wolken faszinierten uns beim Blick zum Reisennock.

Blick zum Reisennock

Nun ging es bei schlechter Sicht steil hinab über das Eiskarjoch (2550 m), vorbei an Schneemäulern zur Vollruckalm (2132 m). Dort machten wir Mittagspause. Sodann ging es weiter über den Hippoldanger zum Almkogel (2419 m). Am Grat ließ es der stürmische Nordwind ungemütlich und unwirtlich werden. Die tiefziehenden Wolken hatten immer wieder Lücken, durch die die Sonnenstrahlen uns erreichten. Das waren ganz besondere Momente zwischen Weltuntergangsstimmung und blauem Himmel, einfach faszinierend. Bis zum Hobarjoch (2512 m) zog es sich noch eine Weile, um kurz nach drei war auch dieses erreicht, pünktlich riss der Himmel auf.

Auf der Torspitze
Im Sturm
Abfahrt mit Fellen
Licht und Schatten
Am Hobarjoch

Doch sogleich bei der Abfahrt war wieder alles Weiß in Weiß. Aufgrund der schlechten Sicht entschieden wir, die Abfahrt anfänglich Richtung Geisljoch (2292 m) vorzunehmen und dann erst in den Talschluss der Nafingalm einzufahren. Goldrichtig war die Entscheidung. Wir warteten einen Moment ab, dann riss es wieder auf, die Sonne kam heraus, die dritte Abfahrt an diesem Tag war die beste. In mancher Tourenbeschreibung steht, dass die Durchquerung für Snowboarder nicht geeignet sei. Wir verstanden nun auch warum, denn Manuel versuchte sitzend auf seinem Brett zu rudern, um ein längeres Flachstück ohne Einzusinken zu überwinden. Doch die letzte Abfahrt zur Weidener Hütte (1799 m), ließ die Strapazen von nun doch wieder 1600 Höhenmetern schnell vergessen.

Rückblick mit einsamen Snowboarder

Der Sonntag: Pünktlich um 8 Uhr ging es los, zunächst der obligatorische LVS-Check. Nachts hatte es durchgefroren. So waren die noch schattseitigen Westhänge vollkommen verharscht. Gerade Manuel mit seinen weicheren Snowboardskiern hatte nur mit Harscheisen eine Chance. Bei strahlendem Sonnenschein kamen wir um halb 10 Uhr am Gipfel des Nafingköpfl (2454 m) an.

Im Aufstieg zum Nafingköpfl, in der Sonne das Hobarjoch
Im Aufstieg
Snowboarder im Direktaufstieg

 

Dann kam der beste Teil des Tages. Statt der eigentlichen Route über die Halslspitze (2574 m) entschieden wir uns für eine zusätzliche Abfahrt zur Haglhütte (2106 m). Wieder eine goldrichtige Entscheidung. Über höchst photogene Hänge ging es bei bestem Firn hinab zu dieser urigen Almhütte. Ein wahrer Genuss.

Haglhütte

Wieder eineinhalb Stunden dauerte es, bis wir auf dem Rastkogel (2762 m) standen.

Im Aufstieg zum Rastkogel
Im Aufstieg
Am Rastkogel

Durch das Kanonenrohr ging es sodann hinab zu den Sidanseen. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und Temperaturen entschieden wir uns, nicht über die Südseite des Roßkopfes (2576 m) anzusteigen. Vielmehr ging es bis unter das Sidanjoch (2127 m), kurz vor der Rastkogelhütte (2124 m). Die lange Querung war für uns Skifahrer unproblematisch, aber nicht so erfreulich für Manuel mit seinem Snowboard.

Snowboarder beim Improvisieren

Am Sidanjoch kamen wir wieder zusammen, in gewohnter Weise am Grat entlang, die Rastkogelhütte rechts liegen lassend. Natürlich hätten wir hier schon nach Hochfügen abfahren können. Aber so schnell kann doch eine solch schöne Skidurchquerung nicht zu Ende sein. So ging es schließlich über das Kreuzjoch (2336 m) noch zum Abschluss auf den Kraxentrager (2425 m). Quirin, Manuel und Dominik meisterten als erste den krönenden Abschluss, bevor wenige Augenblicke später auch Philipp, Kilian und ich unseren letzten Gipfel nach 1800 Höhenmetern erreichten.

Rückblick zum Rastkogel über Sidanjoch

Die letzte Abfahrt zum Viertelalm Niederleger auf 1700 Meter war hingegen durchwachsen, da der Schnee in fast allen Expositionen durchfeuchtet und schwer fahrbar geworden war. Über Rodelbahn und Piste waren wir schnell in Hochfügen (1480 m). Direkt um vier ging unser Skibus nach Fügen. Auf dem Weg zum Bahnhof stürmten wir einen Kebab-Imbiss. Gestärkt mit einem Döner und Getränk ging es mit der pünktlichen Zillertalbahn zurück nach Jenbach (17:13 Uhr), raus aus den Skistiefeln, rein in den AV-Bus und heim nach Passau bzw. für manchen noch bis in den Bayerischen Wald.

Das Resümee: Eine sehr starke und ausdauernde Gruppe! Faszinierende Landschaften und Stimmungen. Der Blick auf die Zillertaler ließ bereits Ideen für eine neue Durchquerung entstehen.

Bericht: Christoph Rother, Trainer B Skihochtouren
Fotos: Dominik Panny, Philipp Krenn, Manuel Zamorano, Quirin Brandl und Christoph Rother

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