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Verschüttetensuche mit dem LVS-Gerät im Gelände

Anfang Dezember finden jährlich die LVS-Praxiskurse des DAV Passau in Oberfrauenwald statt. So verlautete auch die Einladung an die zwölf Teilnehmer des ersten Kurses. Gut, dass Eva von der Geschäftsstelle mich beim Abholen der LVS-Geräte eher zufällig fragte, ob denn überhaupt Schnee läge. Nach einer Vor-Ort-Erkundungsfahrt war schnell klar, dass wir höher hinaus mussten. Die Idee auf den Dreisessel zu fahren (über 1300m) wurde wegen naturschutzlicher Gründe und gefährdeten Auerhuhns schnell wieder verworfen. Überraschenderweise lag bereits auf knapp 900m in Frauenberg am Fuße des Dreisessels ausreichend Schnee.

So konnten wir, dank Genehmigung des wiesenbesitzenden Hundes, unsere Übungen in Frauenberg vornehmen.

LVS ist die Abkürzung für Lawinenverschüttetensuchgerät, auch „Piepser“ genannt, also einem leichten batteriebetriebenen Sende- und Empfangsgerät auf einheitlicher Frequenz (457kHz), mit dem es möglich ist, in einem Schneebrett oder einer Lawine verschüttete Personen punktgenau zu finden. Neben modernen 3-Antennen-LVS-Geräten sind Schaufel und Sonde notwendig, um den Kampf gegen die unaufhörlich tickende Uhr und damit gegen das Ersticken, zu gewinnen. Bei Betrachtung der „Überlebenskurve“ in einer Lawine wird deutlich, dass die Vermeidung einer Verschüttung die beste Lawinenstrategie ist.

Schritt für Schritt erarbeiteten wir uns die Voraussetzungen für eine effektive Kameradenrettung. Zu Beginn stand der Gruppencheck wie bei einer Skitour, ein Funktionscheck der Geräte selbst und untereinander. Mit verschiedenen Übungen optimierten wir die persönliche Suchstrategie im Bereich der Signal-, Grob- und Feinsuche sowie Punktortung. Mit Begriffen wie Suchstreifenbreite, Feldlinienverfahren, 180-Grad-Fehler und sogenanntem Airport-Approach erweiterten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Wortschatz.

Damit es bei der niedrigen Schneelage ansatzweise realitätsnah zuging, häuften wir einen kleinen Schneeberg an. Ein Teilnehmer mimte dabei das Opfer und ließ sich, gut geschützt mit Biwacksack und freiem Kopf, „vergraben“ (Vorsicht: ohne fachkundige Anleitung wird von einem Nachahmen abgeraten: es besteht Verletzungs-, Erfrierungs- und Erstickungsgefahr!). So konnten wir immerhin das Sondieren mit der Sonde demonstrieren und verschiedene Gegenstände „erfühlen“. Zur erfolgreichen Rettung gehört schließlich auch eine schnelle und effektive Schaufeltechnik im Team. Und auch die allgemeinen und speziellen Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten bekannt und geübt sein, hinzu kommt das Wissen über das Absetzen eines Notrufes im Gebirge.

Der Kurs vermittelt Grundlagen und dient als Auffrischung bereits vorhandenen Wissens; ein Üben und regelmäßiges Wiederholen der Methoden und Strategien ist für eine effektive und erfolgreiche Kameradenrettung unerlässlich. So werden wir auf den Kursen und Touren in 2023 neben dem vorrangigen Lawinen-Risiko-Check auch immer wieder die LVS-Suche trainieren.

 

Bericht und Foto von Christoph Rother (Trainer B Skihochtouren)