Öffentlich auf Tour –
Mit der Bahn von Passau in die Berge
Klar, Vorbehalte gegenüber der Bahn gibt es genug – und manches davon ist nicht unbegründet. Auch liegt Passau ungünstig für öffentliche Anreisen in die Alpen. Oder? Unser Naturschutzreferent Jonas Wagener hat schon viele Ausflüge und Hüttentouren von Passau aus unternommen – und das alles mit dem Zug. Diesmal nimmt er uns mit auf eine Reise ins Salzkammergut, das ganz ohne Auto gut erreichbar ist.
Früh aufstehen gehört dazu, aber das nimmt man gerne in Kauf, wenn ein sonniger Tag in den Bergen bevorsteht. Um 6:25 Uhr startet der Regionalexpress der ÖBB in Richtung Wels. Die erste Stunde nutze ich gerne für ein Nickerchen oder entspanntes Musikhören. Ist man zu zweit unterwegs, vergeht die Zeit ohnehin wie im Flug. Nach einer guten Stunde erreichen wir Wels – genug Zeit für einen schnellen Kaffee oder ein Frühstück, bevor es mit der Salzkammergutbahn weitergeht. Diese wunderschöne Strecke, die ohne Umsteigen von Wels bis zum Hallstätter See führt, ist ein Erlebnis für sich. Die Bahn schlängelt sich durch malerische Orte wie Gmunden, Ebensee, Bad Ischl und Bad Goisern. Dabei eröffnen sich grandiose Ausblicke auf den Traunstein, den Traunsee und schließlich den Hallstätter See. Allein die Zugfahrt ist schon ein kleines Abenteuer.
Mein Ziel heute: der Traunstein, ein Klassiker im Salzkammergut. Nach genau zwei Stunden Fahrt kommen wir in Gmunden an. Hier wartet eine Straßenbahn, die mich in etwa 20 Minuten zum Seebahnhof bringt. In den Wandermonaten verkehrt von dort ein Shuttlebus, der mich zum Umkehrplatz an der Traunsteinstraße bringt. Seit die Parkmöglichkeiten an der Traunsteinstraße stark eingeschränkt wurden, ist das eine ideale Alternative für Wanderer. Nach etwa 15 Minuten Fahrt bin ich am Ausgangspunkt angekommen und bereit für meine Tour. Um 9:15 Uhr geht es los – pünktlich nach zwei Stunden und 45 Minuten Anreise.
Nach drei Stunden Aufstieg über den Naturfreundesteig erreiche ich das Traunsteinhaus und werde mit einem atemberaubenden Panorama belohnt. Der Traunstein wird nicht umsonst „Wächter des Salzkammerguts“ genannt. Alternativ hätte ich heute auch die Umrundung des Traunsteins wählen können – eine ebenso schöne Tour, die sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut umsetzen lässt.
Da ich den Gipfel schon oft erklommen habe, verzichte ich heute auf den finalen Aufstieg. Stattdessen genieße ich ein leckeres Mittagessen am Traunsteinhaus und steige entspannt über den Mairalmsteig wieder ins Tal ab. Vorher melde ich noch meine Rückfahrt beim Salzkammergut-Shuttle an. Mehr als 50 verschiedene Routen bietet es an, und für 6 € pro Strecke erreicht man auch abgelegene Ausgangspunkte wie den Offensee. Perfekt für alle, die ohne Auto unterwegs sind!
Ja, die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln mag manchmal länger dauern als mit dem Auto. Aber es gibt auch viele Vorteile: Bei Mehrtagestouren lassen sich Überschreitungen leichter organisieren, etwa die Dachsteinrunde oder verschiedene Überschreitungen im Salzkammergut. Und nach einem anstrengenden Tag muss niemand mehr selbst fahren – stattdessen kann man sich entspannt zurücklehnen und die Rückfahrt genießen. Mit etwas Glück erwischt man sogar einen Schnellzug nach Passau und lässt bei einem kühlen Getränk im Bordrestaurant die Tour Revue passieren. Natürlich kommt es auch mal zu Verspätungen, genau wie Staus auf der Straße die An- und Abreise in die Länge ziehen können. Gerade für kleine Wochenendausflüge – vielleicht mit einer Übernachtung im Salzkammergut – kann ich die Anreise über Oberösterreich als Alternative zum Auto nach mehr als fünfzig Ausflügen empfehlen. Vielleicht sieht man sich demnächst auf dem Weg ins Salzkammergut!
