Am Donnerstagabend, dem 14.08.2025, starteten drei bergbegeisterte Freunde um 20:30 Uhr von Jandelsbrunn bzw. Röhrnbach aus eine Bergtour in Richtung Schweizer Alpen. In Passau wurde das Auto geparkt, anschließend ging es mit schwerer Hochtourenausrüstung und Bergschuhen in der Hand zu Fuß zum Hauptbahnhof. Von Passau aus zunächst nach Wels, wo der verspätete Nachtzug nach Mitternacht erreicht wurde. Nach einer leicht schaukeligen aber dennoch angenehmen Nacht erreichte man um 10:30 Uhr Zürich. Von hier ging es über Bern und Visp mit jeweils wenigen Minuten Umsteigezeit nach Zermatt, wo man um 12 Uhr einen turbulenten Ort mit verschiedensten Eindrücken auffand. Auf dem Fußweg zur Bergbahn begegneten wir Touristen aus allen Ländern aber auch unterschiedlichste Bergsportler und Skiurlauber, welche mit Ski auf der Schulter und in voller Montur bei 28° durch die Straßen hetzten, wurden gesichtet. Umgeben war man dabei vom beeindruckenden Matterhorn (4478 m), welches bereits vom Talort aus zu sehen war.
Die Bergbahn brachte uns zur Mittelstation auf rund 3000 Meter, hier kamen zum ersten Mal die Bergschuhe zum Einsatz. Nach einer kurzen Wanderung wurde bereits die Gandegghütte (3030 m) erreicht, wo die erste Nacht zur Akklimatisierung verbracht wurde. Beeindruckt vom Panorama des vorausliegenden Monte-Rosa-Massivs und gut gestärkt durch das reichliche Abendessen ging es früh ins Bett.

Am nächsten Morgen machten wir uns zügig auf zurück zur Mittelstation, wo man zum Sonnenaufgang an einem herrlichen Bergsee vorbeikam. Hier wurde das Postkartenmotiv des spiegelnden Matterhorns festgehalten.

An der Bergstation des Kleinmatterhorns (3883 m) angekommen vergingen zunächst einige Minuten bis die richtige Kleidung bei 0° und strahlendem Sonnenschein aus dem jeweiligen Rucksack gefunden und die Seilschaft aufgebaut wurde. Anschließend wurde in Begleitung von einigen anderen geführten Touren der noch gefrorene Gletscher in Richtung Breithorn überquert. Auf einem gut ausgetretenen Weg und nach einem Anstieg von ca. 1,5 h erreichten wir den Westgipfel des Breithorns auf 4164 m mit beeindruckender Aussicht auf das Monte-Rosa-Massiv und dem Matterhorn hinter uns. Aufgrund der Tatsache, dass bislang noch keiner der Gruppe auf über 4000 m auf einem Berggipfel stand, wurde sich mit großer Freude abgeklatscht. Zum Genießen blieb aber nicht viel Zeit, da es schnell kalt wurde. Nachdem die Steigeisen montiert waren folgten wir dem teilweise ausgesetzten Schneegrat Richtung Osten und anschließend ging es auf direktem Weg zurück auf den Gletscher. In weiteren 5 h Fußweg wurden insgesamt 8 km, zum Großteil auf dem Gletscher, teilweise aber auch über eine kurze Kraxelei am Felsen vorbei am Bivacco Rossi e Volante (3778 m), zurückgelegt. Durch die intensive Sonneneinstrahlung und der großen Anzahl an Gletscherspalten, welche ein hohes Maß an Konzentration forderten, entschied man sich den Zwischengipfel „Pollux (4092 m)“ auszulassen und direkt zum nächsten Schlafplatz Rifugio Guide d’Ayas auf rund 3400 m abzusteigen.

Am darauffolgenden Morgen brachen wir nach einem kurzen Frühstück um 5:30 Uhr auf in Richtung Castor. Im Scheinwerferlicht der Stirnlampen folgten wir mehreren Seilschaften über den bereits bekannten Weg vom Vortag. Etwa zum Sonnenaufgang erfolgte der Einstieg in die steile Westflanke, welche uns nach insgesamt ca. 3 Stunden Aufstieg auf den ausgesetzten Kamm des Castors auf 4228 m führte. Kurz nach dem Gipfel wurde eine ausgiebige Pause an einem windgeschützten Platz eingelegt und die traumhafte Kulisse mit Blick auf den berühmten Liskamm (4527m) bewundert.

Dem Grat nach Osten folgend ging es weiter zum Punta Felik und über das Felikhorn (4086m), von wo aus der zwischenzeitlich steile Abstieg zum Rifugio Quintino Sella al Felik (3085 m) folgen sollte. Nachdem die Hütte bereits in Sicht und noch genügend Zeit vorhanden war kam der auf dem Weg liegende Felsgipfel Punta Perazzi (3906 m) gelegen und wurde kurzer Hand auch noch erklommen. Anschließend wurde der Nachmittag auf der Hüttenterrasse mit einem Cappuccino genutzt um die nächste und vorerst letzte Etappe zu planen.
Aufgrund der anspruchsvollen Tour mit einer geplanten von Dauer von 10 mit 12 Stunden klingelte der Wecker bereits um 02:50 Uhr nach einer kurzen Nacht. Gestartet wurde pünktlich um 03:45 Uhr auf dem aperen Gletscher, wo man sich nur an den Sternen versuchte zu orientieren.

Zusätzlich wurde dennoch die GPS-Funktion des Smartphones genutzt um den Weg zum Naso del Liskamm zu finden. Nach ca. 3,5 Stunden war der Gletscher überquert und die 40° steile und vereiste Westflanke als Schlüsselstelle bezwungen. Kurz nach Sonnenaufgang stand man auf dem 4272 m hohen Vorgipfel und begutachtete den geplanten Weg über den Südgrat auf den Liskamm Ostgipfel, welcher trotz leichter Verspätung hinsichtlich der ursprünglichen Planung als machbar eingeschätzt wurde. Somit wurde in die leichte Senke zum Einstieg in die Gratkletterei (Kletterstellen im II. und unteren III. Schwierigkeitsgrad) abgestiegen. Es stellte sich jedoch heraus, dass wir den Weg leicht verfehlten, weshalb das letzte Stück über ein steiles Eisfeld zurückgelegt werden musste. Hier sollte aufgrund der Absturzgefahr mittels einer Eisschraube eine Zwischensicherung erstellt werden. Dieses Vorhaben stellte sich jedoch als zeitaufwändig heraus und musste schließlich abgebrochen werden. Hinsichtlich der mittlerweile einstündigen Verspätung entschieden wir uns dazu die Tour über den Normalweg fortzusetzen, da der Abstieg über den ausgesetzten schmalen Liskamm am späten Nachmittag immer schwieriger erschien.

Sichtlich enttäuscht über die unglückliche Routenwahl und die fehlgeschlagene Sicherungsaktion wurde dem Gletscher Richtung Osten gefolgt und als neues Tagesziel der Corno Nero angesteuert. Dessen Fuß erreichten wir nach einem zähen „Gletscherhatscher“ nach ingesamt etwa 7 Stunden. Fritz hatte sich entschlossen den steilen Schlussanstieg nach dem kräftezehrenden Weg nicht mehr in Angriff zu nehmen, weshalb Paul und ich den vereisten Schattenanstieg allein bezwingen mussten. Über gut angelegte Tritte und den Einsatz des Eispickels konnten wir den Felsgipfel auf 4322 m sicher erreichen und waren vom Blick auf das unter uns liegende Wolkenmeer absolut begeistert.

Die abenteuerlichen Eindrücke wurden noch mit einem Foto festgehalten und anschließend erfolgte der Abstieg, welcher nochmal volle Konzentration verlangte. Nach einer kurzen Pause folgte der
Abstieg zum Rifugio Capanna Giovanni Gnifetti (3647 m), der bislang größten Hütte auf unserer Tour. Der Weg führte an einer abgelegenen Biwakschachtel auf dem Balmenhorn (4167m) vorbei als wir schließlich nach mehr als 9,5 Stunden die Hütte erreichten.
Schnell merkten wir, dass die Gnifettihütte, im Gegensatz zu den bisherigen Hütten, deutlich größer konzipiert war und dementsprechend überlaufen war. Nach dem üblichen Wettercheck auf der Hütte bestätigte sich leider die Prognose, welche eine Schlechtwetterfront für die nächsten Tage mit 20 bis 30 cm Schneefall in höheren Lagen bzw. Regen im Tal angekündigt hatte. Somit bestand kein Zweifel daran, dass an diesem Punkt das vorzeitige Ende der Tour erreicht war. Insbesondere die geplante Übernachtung auf der Margherita Hütte (4554 m), in der höchsten Berghütte in den Alpen, musste deshalb leider storniert werden und der Traum vom Espresso auf rund 4500 m war leider geplatzt. Aufgrund der dennoch perfekten Bedingungen und Wetterverhältnissen sowie der bisherigen Gipfelerfolge waren wir trotzdem gut gelaunt als am nächsten Morgen der einstündige Abstieg zur Bergstation nach einem wunderbaren Sonnenaufgang auf uns wartete.

Die Seilbahn brachte uns von 3200 m auf etwa 1200 m in den verschlafenen Talort Alagna Valsesia (1191m) in Italien. Nach einem entspannten zweiten Frühstück in einem kleinen Café ging es mit einem Bus nach Vercelli und anschließend mit dem Zug nach Mailand, wo wir nachmittags Pasta und Lasagne aßen. Als wir anschließend bei 30° den berühmten Mailänder Dom besichtigten wurden wir zum Teil etwas verwirrt von anderen Touristen angestarrt, was sicher an der nicht alltäglichen Ausrüstung lag.

Bevor wir gegen 19 Uhr den Nachtzug erreichten, waren wir doch ziemlich aufgeregt, nachdem wir kleinere Probleme hatten den richtigen Bahnhof und das richtige Abfahrtsgleis zu finden. Die restliche Rückreise über Salzburg und Linz nach Passau lief dagegen reibungslos ab und sorgte für somit für einen angenehmen Abschluss.
Rückblickend schaut man auf ein erlebnisreiches Abenteuer mit atemberaubenden Eindrücken von den höchsten Bergen in den Walliser Alpen, wo bereits weitere verlockende Gipfel und Grate zu den nächsten Touren inspirieren.
Text und Bilder: Philipp Krenn
