Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2025 zum Internationalen Jahr zur Erhaltung der Gletscher und den 21. März zum Welttag der Gletscher erklärt. Dieser Tag soll die Aufmerksamkeit auf die dramatischen Folgen des Gletscherrückgangs lenken und das Bewusstsein für globale Umweltveränderungen durch die rezente Erderwärmung schärfen. Bisweilen stellt die Gegenwart nicht verbauter Gletscher ein landschaftlichen Genuss dar, und deren ‚Bezwingen‘ bei Hochtouren ist immer wieder aufs Neue ein Abenteuer. Doch die Zukunft der Gletscher ist weltweit stark bedroht.
Gletscher speichern rund 70 Prozent des weltweiten Süßwassers, und etwa zwei Milliarden Menschen sind auf deren Schmelzwasser angewiesen. Dass Gletscher im Sommer schmelzen, ist normal: bei Gletschern spricht man von einem Nähr- und einem Zehrgebiet. Im Nährgebiet findet durch Schneefall und Lawinen über das Jahr gesehen ein Massenzuwachs statt, während im Zehrgebiet im Jahr mehr Masse verloren geht als hinzukommt. Das Schmelzwasser ist für ganze Lebensräume essentiell, die derzeitigen Dynamiken allerdings keinesfalls. Verschwinden Gletscher, hat das Auswirkungen auf den Wasserhaushalt ganzer Regionen.
Im Alpenraum zeigt sich der Klimawandel in dramatischer Weise an den Gletschern. In Österreich beträgt der durchschnittliche jährliche Längenverlust derzeit etwa 15 Meter, Tendenz stark steigend. Der Pasterze in Kärnten hat von 2022 bis 2023 sogar mehr als 200 Meter an Länge verloren. Der Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) ist erschreckend: in 40 bis 45 Jahren wird Österreich weitgehend eisfrei sein, und auch eine Trendumkehr ist nicht absehbar. Von den deutschen Gletschern wird einzig dem Hölltalferner an der Zugspitze eine Chance gegeben, über das Jahr 2050 hinaus zu existieren.
Denn klar ist: die Gletscher in den Alpen bestehen nur noch aufgrund der in der Vergangenheit angesammelten Eisreserven. Kein einziger Gletscher in Deutschland oder Österreich verfügt noch über ein Nährgebiet, dass den jährlichen Verlust auch nur annährend ausgleichen könnte und so sind die derzeitigen Dynamiken nach Ansicht der Wissenschaft nicht mehr zu stoppen. Was in den Alpen unaufhaltsam voranschreitet, muss durch Klimaschutz weltweit verhindert werden. Der Tag der Gletscher ist insofern auch ein Mahntag, den Klimaschutz stärker voranzutreiben.
Der Gletscherrückgang in den Alpen hat Auswirkungen auf alpine Lebensräume und die an die Alpen angrenzenden Regionen: mit veränderten Abflussraten steigt die Hochwassergefahr im Spätwinter und Frühjahr und die Wasserverfügbarkeit verändert sich. Gerade für den Betrieb hochalpiner Hütten eine große Herausforderung. In der Schweiz wird beispielsweise ein Drittel aller SAC-Hütten bei dem absehbaren Tauen des Permafrosts instabil werden. Die überdurchschnittlich starke Erwärmung der Alpen trägt bereits heute zum Tauen von Permafrost bei, legt Lockermaterial frei und so erhöhen sich auch Gefahrenpotenziale beim Bergsport, wofür der Alpenverein sensibilisiert.
Umso wichtiger ist es für den Alpenverein, sich für den Klimaschutz einzusetzen. In der Sektion Passau werden seit 2023 Maßnahmen zum Klimaschutz aus einem Klimabudget finanziert. Ab 2025 soll eine genaue Erfassung der Emissionen erfolgen.
Foto: Blick vom Wilden Freiger auf beeindruckende Gletscher Südtirols (Jonas Wagener)