Vom 24. bis 26. Januar 2025 fanden die Grundkurse Skitouren auf der Lizumer Hütte in den Tuxer Alpen statt. Der Kurs Level 2 stand unter der Leitung von Christoph Rother, Trainer B Skihochtouren. Gemeinsam mit dem Level 1-Kurs fand am 20. Januar 2025 bereits ein theoretischer Lawinenkundeabend statt. Die Grundbegriffe der modernen Lawinenkunde bzw. die Methoden zur Risikoreduktion samt SnowCard und Lawinenmantra sowie die Online-Tools und Apps von Windy, AlpinMeteo, Osmand~ über Skitourenguru wurden beleuchtet.
Freitags stand zunächst der Anstieg zur Hütte an. Die ersten Kursinhalte galten der Bartflechte und dem Tiroler Zirbenbestand, natürlich auf Tour. Über recht steile Hänge ging es zügig in ersten Spitzkehren einen Osthang hinauf.

Unsere Unterkunft war für zwei Nächte die Lizumer Hütte (2019 m) im Wattental. Tobias Spechter ist Hüttenwirt der Lizumer Hütte. Er stammt aus Passau. Die Fahne mit Passauer Wolf war also zu unserer Ankunft gehisst.
An der Hütte angekommen, gestärkt und den Nachmittag geplant, ging es sogleich Richtung Torjoch bis zum Punkt 2368. Wir probierten aus, wie man steilere Hänge einfach bewältigen kann. Durch ein oder zwei Spitzkehren ließen sich Aufsteilungen leicht meistern. Zudem übten wir das Gehen mit Harscheisen. Beim Aufstieg hatten wir einen schönen Abfahrtshang ausgemacht. Die ersten Meter waren auch genial, ein schöner Harschdeckel trug. Doch dann kam das Unvermeidliche. Die Schneelage war alles andere als gut. Aber dass sich alle paar Meter Harsch und Schwimmschnee tatsächlich ablösen würden, hatten wir in dieser Art und Weise nicht erwartet. Im Schwimmschnee lauerten Steine wie fiese Minen. Der Materialschwund war an diesem Wochenende gewaltig. Trotz ungewollter Köpfer in den Schwimmschnee verfehlte so mancher Glückspilz die doch so gefährlichen Steine nur knapp.



Pünktlich zum Abendessen waren wir wieder auf der Hütte. Ein üppiges Drei-Gänge-Menü erwartete uns, samt Nachschlag. Am Abend hielt Franzi einen spannenden Vortrag zum Bergwetter, garniert mit den neuesten Theorien zum Föhn (trockener Südföhn). Sodann widmeten wir uns der Tourenplanung, es galt den aktuellen Lawinenlage- und Wetterbericht abzurufen, aber auch den Skitourenguru zu konsultieren.
Am Samstag planten wir Großes, nämlich die Geierrunde gegen den Uhrzeigersinn. LVS-, Ausrüstungscheck und Wetterbeobachtung ließen den Tag und die Tour beginnen. Hinter der Hütte steilt es recht schnell auf, ideal zur Bestimmung der Hangsteilheit und zur Spuranlage. In zahlreichen Spitzkehren auf eigener Spur näherten wir uns Schotteben, bevor wir das Klammjoch (2354 m) erreichten.

Über die Kuchlböden ging es hinab zur Oberen Knappenkuchl, immer im Blick waren Windzeichen wie Dünung, Windgangeln, Windkolk oder Wechte.


Endlich lag mehr Schnee, dazu auch noch Pulver. Wir gruben mit Schaufel und Schneesäge ein Schneeprofil, begutachteten die Schneeschichten, -arten und -kristalle sogar mit der Lupe. Ein Extended Column Test (ECT) ließ keine Schwachschicht oder Bruchfortpflanzung erkennen. Weiter ging es Richtung Griffjoch, unserem Checkpunkt. Nun in der nachmittäglichen Sonne staunten wir über frühjahrsähnliche Bedingungen an der südseitigen Schlüsselstelle.



Unter uns ging es steil hinab in den Kaserer Graben, ein Sturz hätte fatal enden können. Ein paar Meter weiter erreichten wir den zugefrorenen Staffelsee. Interessante Tierspuren, wohl von einem Marder, lenkten unser Interesse wieder der Tierwelt auf 2700 Meter zu, bevor wir unser heutiges Ziel, den Geier (2857 m), erschöpft aber auch erleichtert erreichten.


Der Ausblick auf die Zillertaler mit dem alles überragenden Olperer und auf die Stubaier, Obernberger und Pflerschtaler Tribulaun, die Serles, Habicht, Zuckerhütl und Schrankogel war im nachmittäglichen Sonnenlicht grandios. In der Abfahrt galt es die Techniken zu verfeinern, aber auch Vorsichtsmaßnahmen (Einzelfahren, Sammelplatz) zu implementieren. Immer wieder hieß es: Vorlage und Stockeinsatz als Impulsgeber.

Abends widmeten wir uns dem Faktor Mensch in der Lawinenkunde sowie der Tourenplanung für den Folgetag. Gesellig endete der Tag. Draußen begann jedoch der Föhnsturm, der kurzzeitig sogar im Zimmer als Schneesturm sich bemerkbar machte.

Sonntagmorgen splitteten wir die Gruppen auf. Die eine widmete sich der SnowCard, die andere der Mehrfachverschüttung mit dem LVS-Gerät nebst Markierfunktion.
Am späteren Vormittag hieß es, Abschied von Tobias und seiner Hütte zu nehmen. Gerne wären wir länger geblieben. Doch uns erwartete ein Aufstieg im einsetzenden Schneefall auf die Unbenannte Scharte (2400 m), einem Übergang ins Mölstal. Im Joch waren wir im Whiteout.

Vielleicht war es gut, dass wir aufgrund der schlechten Sicht die vielen Steine nicht sahen. Doch eigentlich war es sehr gefährlich, einen Stein zu treffen. Die Lawinenlage war hingegen von untergeordneter Bedeutung. Wir lernten, was eine Sicherheitsabfahrt ist. Erst am Mölser Hochleger entpuppte sich das kleine Seitental als absolutes Schneeloch und mit der nun wieder hervorkommenden Sonne als Winterwonderland.


Bevor es auf die Autobahn heimwärts ging, kehrten wir noch im urigen Wirtshaus Mühle in Wattenberg zum Kursabschluss ein und reflektierten das Erlernte und Erlebte.
Bericht und Fotos: Christoph Rother, Trainer B Skihochtouren, sowie Teilnehmer