Seit über vier Jahrzehnten unternimmt der deutsche Abenteurer und Polarforscher Arved Fuchs beeindruckende Expeditionen, ob mit seinem Segelschiff Dagmar Aaen durch die gefährliche Nordostpassage oder mit Hundeschlitten quer durch Grönland. Nach einer Begrüßung von Prof. Dr. Werner Gamerith, dem Präsidenten der Geographischen Gesellschaft Passau e.V., entführte Fuchs die Zuhörerinnen und Zuhörer in die faszinierende, aber auch bedrohte Welt jenseits der Polarkreise.
Arved Fuchs wurde 1953 in Bad Bramstedt geboren. Die Gewöhnung an die arktische Kälte begann bereits zu Jugendzeiten in Kühlkammern von Gaststätten in seiner Heimat. Sodann startete er 1977, im Alter von 24 Jahren, seine erste Expedition nach Quebec in Kanada. Das Jahr 1989 war für Arved Fuchs ein Besonderes. Am 14. Mai erreichte er nach einer 56-tägigen Extremtour bei Temperaturen von bis zu -52 °C den geografischen Nordpol. Gemeinsam mit einem 8-köpfigen Team unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen, legte er mehr als tausend Kilometer über das Packeis zurück. Doch damit nicht genug: Nur ein halbes Jahr später brach Fuchs zusammen mit Reinhold Messner zu einer weiteren Tour auf. In 92 Tagen bewältigten sie 2500 Kilometer durch die Antarktis und erreichten am 30. Dezember 1989 den Südpol. Damit ist Arved Fuchs der erste Mensch gewesen, der innerhalb eines Jahres zu Fuß beide Pole erreicht hat. Bei seinen frühen Expeditionen gab es weder GPS noch moderne Kommunikationsmittel, und die Crew war oft monatelang von der Außenwelt abgeschnitten. Während des Vortrags wurde deutlich, wie sehr sich die Bedingungen an Material und Technik im Laufe der Jahrzehnte verändert haben.
Gleichsam hat sich die Arktis in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Fuchs berichtete eindrücklich von seinen frühen Expeditionen, bei denen das Eis schier unüberwindbare Barrieren bildete, während heute viele Passagen eisfrei sind. Der Rückgang des Eises hat tiefgreifende Folgen für das globale Klima: Während die weiße Eisdecke das Sonnenlicht zu einem Großteil reflektiert, nimmt das dunklere Meerwasser die Energie auf und erwärmt sich. So taut weiteres Eis und der Rückgang des Eises schreitet immer weiter voran. Fuchs erklärte auch, wie das Schmelzen des Polareises den Golfstrom beeinflusst, was langfristig das Klima in Europa und darüber hinaus destabilisieren wird.
Die Expeditionen erfüllen bei Weitem nicht nur seine wohl ausgeprägte Abenteuerlust, sondern bieten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, Daten zu sammeln. Seit Jahren setzt Arved Fuchs sich intensiv für den Schutz der Polarregionen und die Bewahrung der natürlichen Lebensräume ein, und trägt seine Geschichten, sein Wissen und seine Plädoyers in zahlreichen Vorträgen weiter. Gemeinsam mit Forschungsteams sammelt er auf der Dagmar Aaen wichtige Daten über den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die empfindlichen Ökosysteme der Arktis. Seine im Jahr 2015 gegründete Initiative „Ocean Change“ beschäftigt sich mit den Veränderungen in den Ozeanen und ihren Auswirkungen auf das Klima und die Küstenlandschaften. Seine Dagmar Aaen ist so auch ein Ship of Opportunity, das es Forscherinnen und Forschern ermöglicht, in abgelegenen Polarregionen meteorologische und ozeanografische Daten wie Salzgehalt, CO2-Sättigung und Wassertemperaturen zu sammeln.
Ein besonders eingängiges Bild der etwa zweieinhalbstündigen Präsentation zeigte ein riesiges Kreuzfahrtschiff, das mittlerweile ohne Eiskontakt durch die arktischen Gewässer fahren kann. Diese Schiffe, die die Dagmar Aaen wie ein Spielzeugboot erscheinen lassen, verdeutlichen geradezu symbolisch die veränderten Realitäten in der Arktis, und den Anteil des Menschen an diesen Entwicklungen. Der Vortrag bewegte sich immer wieder zwischen anekdotischen Erzählungen über die Bedingungen der Expeditionen, großartigen Bildern mit lebendigen Erzählungen von der Schönheit der Natur, und den bedrückenden Berichten vom gigantischen Plastikvorkommen in allen Ozeanen, oder den schwieriger werdenden Lebensbedingungen für an das Eis angepasste Tierarten. Arved Fuchs Botschaft: Alles auf der Erde ist miteinander verbunden, und die Zerstörung der Polarregionen hat Auswirkungen, die weit über diese hinausreichen. Am Ende des Vortragsabends blieb ein nachdrückliches Plädoyer für mehr Klimaschutz, um nicht nur die Arktis, sondern unseren gesamten Planeten vor den Auswirkungen der voranschreitenden Erwärmung zu bewahren.
Dass sich die Arktis genauso wie die Alpen überdurchschnittlich schnell erwärmt, darauf verwies Lothar Schramm in seiner Verabschiedung und dankte Arved Fuchs für seinen Vortrag. Ein besonderer Dank gilt auch der Geographischen Gesellschaft Passau e.V. (GeoComPass), mit der dieser Vortragsabend gemeinsam gestaltet worden ist, und allen helfenden Händen.
v. l. n. r.: Lothar Schramm (Vors. DAV Passau), Arved Fuchs, Nina Bauer, Prof. Dr. Werner Gamerith (Vors. GeoComPass)
v. l. n. r: Barbara Treitlinger, Jonas Wagener, Markus Opitz, Nina Bauer