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Wanderung im Raurisertal

Liebe Alpenvereinsmitglieder, wer von Euch kennt das Raurisertal? Ganz ehrlich, bisher bin ich noch nie in dieser wunderschönen Gegend gewesen und kannte diese somit nicht.  30 km lang ist das Raurisertal, das im Salzburgerland liegt und sich von Taxenbach über Rauris/Wörth bis hin zum bekannten Talschluss Kolm Saigurn, am Fuße des Hohen Sonnblicks (3.106m), zieht. Aber nicht nur seine Länge ist beachtlich: Mit 253 km² ist Rauris (948m) flächenmäßig die größte Gemeinde im Salzburger Land – und das mit „nur“ rund 3.100 Einwohnern.

Ich habe mich für die Tour Hoher Sonnblick und Hocharn (3.254m) angemeldet, stand aber auf der Warteliste. Wie es halt manchmal so ist, es erfolgten Absagen und ich konnte nachrücken und teilnehmen. Perfekt!  Da ich „auserkoren“ wurde, diesen Bericht für Euch zu schreiben, nutze ich meine schriftstellerische Freiheit und berichte eher über meine subjektiven Eindrücke. Die Fakten und die Eckdaten zur Tour könnt ihr auf folgendem Link, den einschlägigen Internetseiten und aus der Tourenbeschreibung rauslesen: https://st-martin-karlsbach.naturfreunde.at/berichte/2018/ueberschreitung-hoher-sonnblick-hocharn-18082018/

Tourenbeschreibung: Lange Rundtour auf luftigen Graten im Raurisertal.
Wer die nötige Kondition sowie absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringt, kann sich auf eine großartige Rundtour über ausgesetzte Grate auf drei Dreitausender im Raurisertal freuen. Anreise nach Kolm Saigurn, vom Parkplatz Lenzanger geht’s in 30min zum Naturfreundehaus (1.598m).
Dann vorbei am Naturfreunde-Schutzhütte Neubau (2.175m) und der Rojacherhütte (2.718m). Über den teilweise versicherten SO-Grat wird mit leichter Kletterei (I) schließlich unser Tagesziel, das spektakulär gelegene Zittelhaus am Sonnblick (3.106 m), erreicht (knapp 1.600 hm im Aufstieg).
Am Sonntag dann die Königsetappe: Nach kurzem Abstieg zum Gletscher in leichter Kletterei (Stellen II) zum Goldzechkopf (3.042m) kraxeln. Ab zur südlichen Goldzechscharte und wieder in leichter Kletterei (I) auf den höchsten Punkt der Goldberggruppe, den Hocharn (ca. 700 hm Aufstieg). Langer Abstieg über 2.100 hm am Erfurter Alpinsteig zurück ins Raurisertal und Rückreise.

Anforderung:
Schwierigkeit: ▲▲▲△△
Kondition: ▲▲▲△△
Höhenmeter: 1. Tag 1.600+
2. Tag 600+ / 2.100-

Dauer: 1. Tag 5 – 6 h,
2. Tag ca. 10 h
Ausrüstung:
Gletscherausrüstung (Pickel*, Steigeisen*, Gurt*, Helm*, 3-Wege Karabiner*), ggf. Klettersteigset*

Soweit der Plan. Und wie man dann schon erahnen kann, kam es dann doch etwas anders. Dazu später!

Unser Alpinguide Christoph Moosbauer, Trainer C Bergsteigen, hat uns dann kurz vor der Tour über eine Teamssitzung  „gebrieft“: Ausrüstung, Wegführung, Schwierigkeiten,…. Und Eines muss ich sagen: so eine Online-Teamssitzung ist echt super – teilweise wohnen wir von der Geschäftsstelle weiter weg und mussten somit nicht extra in die Geschäftsstelle nach Passau fahren. Klimaneutral sozusagen und zeitsparend.

So und jetzt zur Tour: Christoph hat eine heterogene Gruppe von vier Teilnehmern echt souverän, ruhig und bestimmt geführt. Die Heterogenität bestand aus Altersunterschieden, abweichender Technik und Kondition. Was aber echt super war: alles erfolgte unter gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtsamkeit.

Gut gelaunt mit dem Tagesziel, dem Hohen Sonnblick, schon im Blick starten wir am Parkplatz Lenzanger.

Die Anreise erfolgte aufgrund einer freien Tauernautobahn problemlos von Passau aus in gut 3 Stunden. Um 09:30 Uhr ging es vom Parkplatz gemütlich auf einem wunderschönen Weg bergauf. Vorbei an Wasserfällen und Aussicht auf grüne Berghänge durchsetzt mit Altschneefeldern. Die Sonne schien und ein starker Wind ging.

die ursprünglich geplante Tour im Überblick – vom Sonnblick über den Goldzechkopf zum Hocharn

Dann gab es erstmal eine Einkehr auf der Rojacherhütte. Diese ist eine der kleinsten Schutzhütten im Alpenraum der Sektion Rauris mit zehn Schlafplätzen. Urgemütlich! Sie hat ein neues Klohäuschen, das momentan über oder neben einem kleinen Schneefeld zu erreichen ist. Also Vorsicht, wer nachts raus muss.

Rojacherhütte

Die Hüttenwirtin Anna ist sehr sympathisch und sehr hübsch. Unsere männlichen Teilnehmer waren sehr angetan. Natürlich auch von dem frisch aufgebrühten Filterkaffee, der sehr gut schmeckte. Anna kommt aus dem Gasteiner Tal und betreibt in der kurzen Sommersaison die Hütte. Sie ist eigentlich Innenarchitektin und arbeitet für ein Berliner Büro.  Nach der Pause im Warmen taten wir uns schwer, uns wieder auf den Weg zu machen. Hilft nichts. Nach einem kurzen Abschnitt erreichten wir den Grat. Wunderschöne leichte Blockkletterei mit festem Fels und zwischendurch Gehgelände. Tiefe Einblicke in die Täler und die umliegende Bergwelt. Ein Genuss!  Leider wurde der Wind immer stärker und wir erreichten das Zittelhaus in Wolken und mit starkem Wind. Das Zittelhaus liegt am Gipfel des Hohen Sonnblicks und anbei gibt es ein Observatorium. Dieses konnten wir leider nicht besichtigen.

Gleich nach der Rojacher Hütte wechseln wir auf den teils ausgesetzten Felsgrat.

Nach unser charmanten Hüttenwirtin in der Rojacherhütte erwartete uns ein etwas arg knorriger Hüttenwirt. Eben Gegensätze! Der Abend auf der Hütte war kurzweilig, Fußballfans konnten sogar über das Handy das Achtelfinale Deutschland gegen Dänemark ansehen, das Deutschland bekanntlich gewonnen hat. Nachtsüber gab es Sturmböen bis zu 130 Stundenkilometer und die für Sonntagnachmittag angekündigte Gewitterfront sollte schon am Vormittag ankommen. Aufgrund dessen und dass der Erfurter Alpinsteig mit viel Schnee bedeckt und dieses Jahr noch nicht begangen war, entschieden wir uns, die Tour auf den Hocharn nicht zu unternehmen. Am Sonntag war das Wetter deutlich schlechter und die Sicht gegen Null, weshalb wir uns für den direkten Abstieg entschieden

Andere Alternativen schieden aus und wir stiegen über das Schneefeld unterhalb des Grates zur Rojacherhütte ab. Den Grat haben wir vermieden, weil eine 12-köpfige Gruppe vor uns war. Das hätte alles zu lang für uns gedauert.  Tja, da war es erst ca. 9.00 Uhr am Morgen und wir hatten echt noch keine Lust heimzufahren.  Also stiegen wir zum Niedersachsenhaus (2.471 m) der Sektion Hannover auf. Erst ging es auf einem kleinen Steig leicht bergan. Da dann doch einige steile und lange Altschneefelder zu queren waren, nahmen wir sicherheitshalber den Pickel zu Hand. Statt Hocharn hatten wir dann eine quasi gemütliche Hüttentour mit Einkehr im Naturfreundehaus und Niedersachenhaus.

Auf jedem Fall kam das vorab angekündigte Gewitter nicht, dafür schien beim Abstieg auf einem wunderschönen gemütlichen Weg die Sonne.

Leider quälten uns auf den letzten Metern noch Stechmücken. Trotz fehlendem Hocharn war es ein superschönes und gelungenes Bergwochenende.

Vielen Dank an Christoph und an die Teilnehmer, Eure Eva

Text: Eva Burda

Bilder: Tourenführer und Teilnehmer