Am 15. Juni ging es für eine Gruppe aus fünf begeisterten Bergsteigern und Bergsteigerinnen und dem erfahrenen Tourenführer Michael Sammer nach Tirol, in den Wilden Kaiser, zu einer anspruchsvollen Bergtour.
Nach der dreistündigen Anfahrt von der Geschäftsstelle zur Wochenbrunner Alm (1.085 m) ging es auf dem Weg Nr. 825 in gut einer Stunde zur Gruttenhütte (1.620 m), wo wir eine kurze Rast einlegten und einen Teil unseres Gepäcks ablegten.
Wir hatten beschlossen, das angekündigte trockene Zeitfenster zu nutzen und die Hintere Karlspitze (2.279 m) zu besteigen. So gingen wir über den Jubiläumsteig (KS A/B) und den Weg 812 in Richtung Ellmauer Tor (1.981 m).
Nach etwa 300 Höhenmeter und einer Stunde Gehzeit ging es kurz vor dem Ellmauer Tor westlich auf weglosem Gelände in Richtung Hintere Karlspitze (2.279 m). Nach einer weiteren Stunde, indem wir einige Geröll- und Schneefelder querten, standen wir kurz vor dem Gipfelaufschwung. Nun begann es zu regnen. Da wir nicht wussten, ob der angekündigte Starkregen uns bevorstand, beschlossen wir den Gipfelversuch abzubrechen und umzudrehen.
Zurück auf der Gruttenhütte, die der Sektion Turner Alpenkränzchen gehört, bezogen wir unser Mehrbettzimmer und machten uns noch einen schönen Abend mit amüsanter Menü-Ansage des Hüttenwirts.
Am nächsten Tag starten wir nach dem Frühstück um 8 Uhr bei leichtem Regen die Tour zum Tuxeck (2.226 m). Bereits kurz nach der Hütte verlassen wir den Weg 823 Richtung Westen und wandern zu dem Einstieg des Süd-Ost-Grats. Zu Beginn des Grates erwartet uns gleich eine kurze Rampe im 2. Grad, die dann in ein gestuftes, grasiges Gehgelände übergeht.
Die Wegfindung war hier nicht immer ganz leicht, auch weil es noch etwas nebelig war und verlangte etwas alpines Gespür. Nach dem wir das Schrofengelände aufwärts passierten, ging es im Zickzack durch das Felsengelände in leichter Kletterei zur Schlusswand mit den Hauptschwirigkeiten, die nochmal eine hohe Konzentration erforderten.
Über eine kurze Wandstelle, die mit einem Fixseil versehen war, ging es in eine Rinne, in der noch eine kurze Stufe im 3. Schwierigkeitsgrad überwunden werden musste. Anschließend erreichten wir den Normalweg, der direkt zum Einstieg der Scharte zum Tuxeck führte. Da kurz unter dem Gipfel des Tuxeck eine 3+ geklettert werden musste, die äußerst ausgesetzt war, wagte nur ein Teilnehmer mit dem Tourenführer diesen zu besteigen.
Nun ging es weiter Richtung Nordosten zum dritthöchsten Gipfel im Kaisergebirge, den Treffauer (2.304 m). Es ging zuerst kurz abwärts ins Multerkar, um dann unterhalb des Südwestgrates über leichtes, schrofiges Gelände 110 Höhenmeter aufwärts zum Gipfel zu steigen.
Nach vier Stunden Geh-/Kletterzeit erreichten wir schließlich den Treffauer und machten eine wohlverdiente längere Rast. Die Wolkendecke löste sich auf und wir konnten mehr und mehr von den umliegenden Bergen sehen.
Den Nordwestgrat folgend ging es hinunter zum Schneekar. Auf dem Weg dahin konnten wir rückblickend unsere beiden Gipfel und die atemberaubende Tour sehen.
Am Schneekar angekommen lösten sich die letzten Wolken auf und boten uns erneut eine beindruckende Aussicht auf die umliegende Berge.
Nach acht Stunden trafen wir wieder sicher auf der Wochenbrunner Alm ein. Die Gruppe meisterte die mentalen und körperlichen Herausforderungen, die dank der guten Führung gemildert wurden. Wir waren stolz und dankbar für die unvergleichlichen Eindrücke und freuen uns auf die nächsten Abenteuer in den Bergen.
Text und Bilder: Michael Sammer