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Skihochtouren im Martelltal

Die diesjährigen Skihochtourentage der Sektion Passau führten uns in das Martelltal in Südtirol. Vom 10. bis 14. April war unser Standort die Zufallhütte (2264m). Die Leitung der sechsköpfigen Gruppe hatte Christoph Rother, Trainer B Skihochtouren.

Pünktlich um 12 Uhr ging es mittwochs mit dem nigelnagelneuen AV-Bus vorbei an Innsbruck und über den Reschenpass ins hintere Marteller Tal. Eine lange aber lohnende Anfahrt. Die ergiebigen Schneefälle der letzten Tage ließen unsere Augen nämlich umso mehr leuchten, je weiter wir in das winterliche Tal vorbei an meterhohen Schneewänden hineinfuhren. Nicht ganz einfach gestaltete sich das Einparken auf dem verschneiten Hüttenparkplatz bei der (von uns nicht benutzten) Materialseilbahn (2118m)

Die Zufallhütte ist in privater Hand, Uli ist ihr Hüttenwirt. Etwas höher gelegen ist zwar die Martellerhütte (AVS) (2610m), die aber nicht so recht in das Konzept unserer Tourenplanung passen mochte. Schnee lag dieses Jahr genug, sodass der Hüttenlage keine entscheidende Bedeutung beigemessen werden musste. Unmittelbar beim Parkplatz konnten wir die Ski anschnallen, keine 30 Minuten später waren wir mit zügigem Schritt noch vor 20 Uhr bei der Hütte (183 Hm). Freundlicherweise bekamen wir noch Abendessen und Südtiroler Wein.

Abendlicher Aufstieg zur Zufallhütte
Zufallhütte

Der erste Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen verhieß großartiges Wetter, welches auch die restlichen Tage anhielt. Unsere Eingehtour am Donnerstag mit 1122 Höhenmetern führte uns auf die Madritschspitze (3265m). Interessant war die etwas steilere Einfahrt in das Madritschtal. Gegen 14 Uhr waren wir wieder auf der Hütte. Aufgrund der hohen Temperaturen nahm die Schneequalität nachmittags stark ab und die Lawinengefahr entsprechend zu.

Morgendlicher Blick zur Madritschspitze
Im Aufstieg im Butzental
Im Aufstieg mit Saharastaub in der Luft
Blick zu Venetiaspitzen mit Fürkelegrat
Thomas in der Abfahrt

Der zweite Tag führte uns auf die Suldenspitze (3376m) als Vorbereitungstour für den großen Tag am Samstag. Immerhin 11 Kilometer im Aufstieg und 1430 Höhenmeter ließen aufgrund der nun doch über 3000 Metern Seehöhe liegenden Strecken den ein oder anderen aus der Komfortzone herauskommen. Mit gleichmäßigem Tempo bewältigten alle die Distanz und die Höhe, der mühsame Aufstieg über den Langerferner sollte belohnt werden: Prächtig stand die Königspitze (3851m) mit ihrer Ostflanke unmittelbar gegenüber.

Im Aufstieg über den Langerferner
Auf der Suldenspitze vor der Königspitze

Auf dem Rückweg nahmen wir noch den Eiskofel – Tre Cannoni (3275m) als historisches Ziel aus dem 1. Weltkrieg mit.

Im Aufstieg zu Tre Cannoni

In der Abfahrt entdeckten wir unberührte Pulverhänge über dem nördlichen Ast des Zufallferners.

Tre Cannoni mit Königspitze und Ortler
Kanone vor Zufallspitze und Monte Cevedale
Manuel auf der Wechte
Überblick über die Abfahrt
Tobias in der Abfahrt
Lange Querung

Kurz nach halb drei kamen wir wieder auf der Hütte an, empfangen von unserem Sektionsskitourenführer Robert Michetschläger, der die kommenden Tage privat auf der Hütte weilte. Aber auch andere Prominenz wie Laura Dahlmeier (die Ex-Biathletin führt nun als staatlich geprüfte Bergführerin für den DAV SummitClub) gehörte zum Who is Who auf der Hütte. Aufgrund der frühen Rückkehr träumten manche nun von einer „Eistour“ nach Meran (372 Hm). Sollten wir das wirklich wagen? Wir rechneten: Gut, es wären nur 10 Minuten zum Auto, eine halbe Stunde bis nach Goldrain, 30 weitere Minuten bis Meran, aber wo Parken, welches Cafe? Und dann die Rückfahrt, wieder eine Stunde bis zum Hüttenparkplatz und dann zumindest 20 Minuten für die knapp 200 Höhenmeter Aufstieg zur Hütte, würden wir es überhaupt rechtzeitig zum Abendessen zurückschaffen, wäre Uli amused, wenn wir uns verspäten würden? Am nächsten Tag wartete immerhin der Monte Cevedale (3769m) auf uns. Die Entscheidung war schnell gefasst und die Zeit verging wie im Fluge, abends ließen wir die Erlebnisse des Tages bei Rot- und Weißwein Revue passieren.

Um 05:40 Uhr klingelten die Wecker, um 6 Uhr Frühstück, um 7 Uhr Abmarsch. Schattig und verharscht ging es am Samstag Richtung Monte Cevedale.

Noch im Schatten mit Blick zu den Zufallspitzen

Eine lange Tour mit 1700 Höhenmetern erwartete uns. Im Aufstieg mussten wir zunächst die Steilstufe zur Martellerhütte überwinden, knapp 200 Höhenmeter, die es in sich hatten. Aufgrund klarer Nacht hatte es durchgefroren. Früh legten wir die Harscheisen an, eine hilfreiche Entscheidung. Nach dieser technischen Herausforderung beginnt dann irgendwann das meditative Gehen, nur unterbrochen von kurzen Trink- und Essenspausen. Die Höhenakklimatisation über die vergangenen Tage war sicherlich hilfreich. Die Schneeverhältnisse waren ebenfalls sehr gut. Die Spaltensturzgefahr war als gering zu bewerten. Selbst der Gipfelhang des Cevedale war mit Ski hoch wie runter begeh bzw. befahrbar, eine komplett andere Situation als noch im Vorjahr, als man im Aufstieg ohne Steigeisen chancenlos gewesen ist. Mittags kamen wir am Ziel an, dem Gipfel des Monte Cevedale.

Robert, Christoph, Tobias, Robert, Manuel und Florian am Gipfel des Monte Cevedale, 3769m

Zu unseren Füßen lag nun die Vedretta de la Mare, der Blick schweifte zum Monte Pasquale (3553m). An diesem Samstag fand ein wahrer Volkslauf von allen Seiten auf den Gipfel statt, sei es von der Brancahütte (2493m) oder Pizzinihütte (2706m) von Sulden oder wie wir aus dem Martelltal kommend; viele nutzten das schöne Wetter für diesen grandiosen Gipfel.

Massenauflauf im Steilstück zur Martellerhütte (jeder schwarze Punkt ist ein Skitourengeher!)

Nur ein Gipfel war uns aber nicht genug, deutlich einsamer waren wir sodann auf der südlichen Zufallspitze (3757 m).

Der lange Weg über den Zufallferner
Vor Cassatihütte und Königspitze
Auf der Zielgeraden, links Zufallspitzen, rechts Monte Cevedale
Manuel in der Gipfelflanke
Im Aufstieg zur Zufallspitze, im Hintergrund Cevedale
Florian am Grat zur Zufallspitze

Über einen kurzen Blockgrat geht es die letzten Meter unschwer auf den Gipfel. Am Fürkelegrat entlang ging es hinüber auf den Fürkeleferner.

Land Art auf dem Fürkeleferner

Die Zufallspitzen-Überschreitung glückte uns also. Auf der sonnigen Terrasse der Zufallhütte konnte bei einem Bier oder Aperol-Spritz (sicher billiger als in Meran) auf den Gipfelerfolg angestoßen werden.

Der Sonntag verhieß bei strahlend blauem Himmel der krönende Abschluss zu werden. In verminderter Zahl ging es zunächst zum Espresso auf die Martellerhütte.

Guten Morgen- Espresso bei der Martellerhütte

Ein vollkommen verharschter Quergang forderte sodann unsere ganze Aufmerksamkeit. Abseits der Massen, nämlich im Uhrzeigersinn, stiegen wir über den Hohenferner in 1262 Höhenmetern auf die Köllkuppe (Cima Marmotta) in 3346m.

Thomas im Aufstieg zum Hohenferner

Auch die Speedgeher unter uns, reglementiert auf einen 150er Puls, kamen auf den letzten 300 Höhenmetern auf ihre Kosten. Das besondere an der Köllkuppe ist sicherlich nicht die Dominanz des Gipfels, auch nicht ihr Aufbau. Vielmehr ist es dieser sagenhafte Rundumblick, vom Rosengarten (3004m) im Osten, über Latemar (2842m), Lagorai (2754m), die Brentagruppe (3173m) und den Adamello (3539m) im Südwesten. Und zurückblicken kann man auch, auf unsere Gipfel vom Cevedale über die Suldenspitze und Madritschspitze, nur immer überragt von Königspitze und Ortler (3905m). Und natürlich kann man dort wunderbar träumen, über neue Ziele, an Ideen mangelt es uns sicher nicht, wann auch immer wir diese realisieren können.

Über dem Skidepot der Köllkuppe
Auf der Köllkuppe mit Blick Palon de la Mare
Blick Richtung Süden, Brenta und Adamello

Traumhaft aber wahr war hingegen die Abfahrt: Selbst am vierten Tag nach Schneefall konnten wir schattseitig noch Pulverhänge finden und befahren, während es sonnseitig bereits auffirnte. Mit kurzem Halt bei der Hütte konnten wir mit den Ski bis zum Auto abfahren, und das Mitte April!

Rückblick auf die Gletscher der Zufallspitzen
Abschlussfoto auf der Zufallhütte
Abschiednehmen von der Zufallhütte

Die Rückfahrt ging vorbei an Meran über Bozen und Sterzing. Dort gab es im angesagten „Nepomuk“ eine legendäre Pizza. Nach sechs Stunden Fahrzeit kamen wir bei 16°C um 22:45 Uhr wieder wohlbehalten in Passau an.

Fünf sehr intensive, schöne und erlebnisreiche, aber auch fordernde Tage liegen nun hinter uns. Für die einen mag es der Saisonabschluss gewesen sein, für manch anderen ein Trainingswochenende. So mag der (Skitouren-)frühling kommen!

Karte mit Track der Skihochtouren

 Bericht: Christoph Rother, Trainer B Skihochtouren

Fotos: Florian Klante, Manuel Zamorano, Robert Gaisbauer, Robert Huber, Thomas Schätzl, Tobias Kerscher und Christoph Rother