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Extrembergsteiger Hans Kammerlander: „Ich war ein Klettersüchtiger“

Hans Kammerlander erzählte am 27. Oktober 2023 in der Uni Passau seine sehr persönliche Geschichte vom „Geisterberg“ Manaslu im Karakorum.

Für Hans Kammerlander ist erst in diesen Tagen ein sehr langer Bergsommer zu Ende gegangen – die Dolomiten, Nepal, Indien. Er ist in und auf den Bergen dieser Erde zu Hause und hat in seinem Leben bis dato über 3500 Berg-, Ski- und Klettertouren absolviert – eine extrem hohe Zahl, die übersetzt bedeutet, dass man etwa zehn Jahre ohne Unterbrechung, Tag für Tag, gehen müsste, um diese Anzahl an Touren zu erreichen.

Aufgewachsen auf einem kleinen Bergbauernhof in Südtirol, war die Jugend von Hans Kammerlander vor allem von der Arbeit auf dem Hof geprägt, ohne fließendes Wasser, ohne Straßen, ganz einfach. Als 8-jähriger bestieg er seinen ersten Berg, den Großen Moosstock (3059 m), oberhalb seines Heimatdorfes Ahornach im Tauferer Ahrntal. Nach zahlreichen zum Teil waghalsigen Touren in seiner Jugendzeit wurde er mit 21 Jahren staatlich geprüfter Berg- und Skiführer sowie Skilehrer. 1982 ereignete sich dann der Moment, der sein Leben neu ordnen sollte:  Der Anruf seines großen Idols Reinhold Messner. „Er hat mich eingeladen, gemeinsam mit ihm auf einen hohen Berg zu gehen. Ab dann war ich einige Jahre echt auch „kriminell“ in den Bergen unterwegs. Es ging zum Glück oft gut aus.“ Die höchsten Berge waren ab diesem Zeitpunkt sein „neues“ Leben. Es begann mit der ersten Winterbesteigung der Cho Oyu Südwestwand (8201 m) im Karakorum zusammen mit Reinhold Messner. Wegen grundlos tiefem Schnee brachen beide aber das Unternehmen auf ca. 7500 Meter Höhe ab.

In einem Multivisionsvortrag hat er die gut 400 Gäste im Audimax der Universität Passau mit eindrucksvollen Erzählungen und atemberaubenden Bildern mit auf einen Streifzug durch sein Leben und die Abenteuer in den Bergen genommen. „Ich war ein Klettersüchtiger“, bringt er es auf den Punkt. „Unser ganz großer Wurf und was mich bis heute glücklich macht, war die erste Überschreitung von zwei Achttausendern (die Gasherbrum-Gipfel 8035 m und 8068 m) in einer Expedition, ohne Sauerstoff, in Pakistan – einer gigantischen Berglandschaft“, schwelgt er in Erinnerungen. „Das hatte es noch nie gegeben. Diese Aktion war Alpingeschichte und wurde bis heute nie wiederholt und das dauert wohl auch noch ein bisschen“, sorgt er für ein Schmunzeln beim aufmerksam lauschenden Publikum.

Mit Reinhold Messner ging es noch auf einige weitere Touren, bis sich die Wege der Alpinisten wieder trennten und Hans Kammerlander anfing, Expeditionen nach dem Vorbild Messners selbst zu organisieren.  1991 war dann die Expedition, die in einer Tragödie endete: Zwei Freunde hatte er innerhalb von vier Stunden am Manaslu in einem Wettersturz verloren, am achthöchsten Berg der Welt; in der Welt der Höhe, des Eises, der Kälte und der Entbehrung war nun plötzlich etwas schief gegangen. „Danach dachte ich: Die Berge – das war es nun für mich.“ Der Berg ist für ihn zum Feindbild geworden und Hans Kammerlander hatte sich zurückgezogen in seine Heimat, immer die Frage nach dem Warum in Gedanken. „Die Berge haben mir zu dieser Zeit Schmerzen bereitet – Seelenschmerz, eine Ohnmacht“, erinnert er sich heute. Bis zum Anruf seines damals 12-jährigen Patenkindes. „Ihm hatte ich seiner Zeit eine Bergtour versprochen und sein Anruf hatte mich angehalten dieses Versprechen einzulösen.“

Im Anschluss hat sich Kammerlander auch wieder an neue Touren gewagt und sich unter anderem mit seiner Tour auf den Mount Everest in weniger als 24 Stunden, samt sechsstündiger Skiabfahrt, einen Traum erfüllt. „Das waren noch Momente! Damals war man noch völlig allein am Berg.“

Nachdem Kammerlander einen weiteren Freund in den Bergen verloren hatte, ist er nach einigen Jahren nochmals zusammen mit einem Filmteam zurück zum Manaslu gereist und hat seinen Schicksalsberg noch einmal erlebt – ohne Druck und mit viel Emotionen und besonderen Momenten.

 

Der 66-jährige Südtiroler gilt als Koryphäe des Alpinismus. Wir haben ihn nach Passau eingeladen und zusammen mit GeoComPass – der Geogaphischen Gesellschaft Passau – und mit Unterstützung des Katholischen Erwachsenen-Bildungswerkes im Audimax der Uni Passau den Vortrag organisiert. Hans Kammerlander hat mit vielen eindrucksvollen Bildern seiner Expeditionen die Besucher mit großem Staunen hinterlassen. „Ich liebe die Berge und kann sie jetzt genießen. Früher war es ein Wettlauf, heute ist der Berg ein Teil meiner Reisen“, schließt er seinen Vortrag. „Die Geschichte direkt von dem Menschen zu hören, der sie schreibt, ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Die Geschichten im Dialog mit dem Berg, den menschlichen Licht- und Schattenseiten, waren mehr als eindrucksvoll“, dankt unser Sektionsvorsitzende Lothar Schramm für den Besuch von Extrembergsteiger Hans Kammerlander. In einer abschließenden Fragerunde schließt der Bergsteiger eine erneute Besteigung eines Achttausenders nicht aus. Sein Fokus liege heute jedoch auf dem schönen genussvollen Reisen.

 

Und so berichtete die „Passauer Neue Presse“ am 31. Oktober 2023
Die offizielle Website von Hans Kammerlander: https://www.kammerlander.com/

 

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