Ausgeschrieben war eine anspruchsvolle Bergtour, Ende August, vom Riemannhaus (2177 m) auf die Schönfeldspitze (2653 m), den zweithöchsten Gipfel des Steinernen Meeres.
Doch es sollte nicht sein. Zunächst musste der Termin wegen extrem schlechtem Wetter und damit zu großen Gefahren auf Mitte September verschoben werden. Dann machte das Riemannhaus wegen der laufenden Baumaßnahme vorzeitig, schon am 6. September, die Pforten dicht.
Was echte Bergfexe sind, die wollen nicht zu Hause bleiben, also musste ein Ersatz-Ziel her. Schnell war Hans Donaubauer, einer der Wanderleiter unserer Ortsgruppe Freyung, fündig: der Hochkönig (2941 m) sollte es werden, mit Übernachtung im Matrashaus direkt auf dem Gipfel. Alle Teilnehmer waren mit der Planänderung einverstanden.
Los ging die Reise am Sonntag, 17. September um 5:30 Uhr im 9-Sitzer Leihbus nach Mühlbach am Hochkönig. Bei bestem Wetter startete die Gruppe beim Arthurhaus (1500 m), unterhalb der beeindruckenden Mandlwand.
Bereits nach 40 Minuten lag die Mitterfeldalm (1690 m) am Weg. Eine Alm wie aus dem Bilderbuch, eine kurze Kaffeepause musste sein.
Weiter ging es auf dem Weg 430, ein gut markierter Steig, vorbei an der markanten Torsäule (2588 m). In der fast senkrechten, 500 Meter hohen Südwand waren zwei Kletter-Seilschaften unterwegs. Ein Gänsehaut verursachender Anblick! Man traut sich was zu, aber so luftig und schwierig muss es nun doch nicht sein.
Kurz danach war, nach ca. 1000 Höhenmeter, der Rand des Gletschers Übergossene Alm erreicht, von dem nur noch wenige Reste und ein schöner kleiner See übrig sind. Auch das Ziel, das Matrashaus, war von hier schon zu sehen, aber es galt noch 600 Höhenmeter zu überwinden.
Der Weg ist meist mit Stangen markiert und die Schlüsselstellen mit Seilen, Ketten und Leitern sehr gut gesichert. Bei so schönem Wetter, wie an diesem Tag, kein Problem. Aber es ist kein Wanderweg sondern ein alpiner Steig im Hochgebirge, der vor allem bei einem Wetterumschwung nicht unterschätzt werden darf. Im Tal ein bisschen Regen kann hier, auf fast 3000 Meter Höhe, zu einem lebensbedrohlichen Schneesturm werden. Um 16:00 Uhr war nach sieben Stunden und 1600 Höhenmeter das Matrashaus erreicht. Eine der höchstgelegenen Schutzhütten der Alpen, die vom Österreichischen Touristenclub betrieben wird.
Die einzigartige Lage bietet einen herrlichen Rundblick auf unzählige Gipfel, den die Gruppe nach dem Abendessen ausgiebig genießen konnte. Die Sonne ging in grandiosem Farbenspiel über den Loferer- und Leoganger Steinbergen unter, um am nächsten Morgen im Osten, über dem Dachstein (2995 m), ebenso farbenprächtig wieder zu erscheinen.
Nach einer durchwachsenen Nacht im Lager und einem kleinen, etwas zu süßen Frühstück machten sich die Bergwanderer bereits um kurz nach 7:00 Uhr fertig für den Abstieg.
Der Wetterbericht sagte für den Nachmittag starken Regen voraus. Bis dahin wollte man die Tour geschafft haben. Kurz hatte der Wanderleiter an einen Abstieg über das Birgkar gedacht. Aber der wäre länger und gefährlicher als der Normalweg. Also ging es auf dem gleichen Weg wie am Vortag bergab.
Anfangs mit weiter Aussicht über das Steinerne Meer bis zum Großen Hundstod (2593 m) und dem imposanten Watzmann (2713 m). Dann wieder durch die Enge zwischen Torsäule und dem Kleinen Bratschenkopf (2686 m) bis sich wieder der Blick weitet, über Tennengebirge, das Salzachtal bis zum Dachstein (2995 m) im Osten.
Nach knapp vier Stunden war die Mitterfeldalm (1670 m) wieder erreicht, genau richtig für eine gemütliche Mittagspause zum Abschluss einer wunderschönen Bergtour.
Alle Teilnehmer waren sich einig, der Hochkönig ist schon eine Herausforderung und natürlich viel mehr als eine Ersatztour. Aber die Schönfeldspitze wird – wenn möglich – schon im nächsten Jahr nachgeholt.
Text und Bilder: Hans Donaubauer