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Tour des Monats Juli: Wege über Kreuzhaus und Hadriwa: Schöne versteckte Welt zwischen Konzell und Maibrunn  

Tour des Monats Juli: Wege über Kreuzhaus und Hadriwa: Schöne versteckte Welt zwischen Konzell und Maibrunn
von Isabelle Auer
1 Tag     5,5 Std. – 16 km     600 m HU
https://www.naturpark-bayer-wald.de/wanderkarte-tk50.html
Die Tour, die ich unseren Mitgliedern für den Juli vorstellen möchte, ist eine Bayerwaldbergtour der etwas anderen Art, denn sie führt uns in eine Ecke des Woids, die eher unbekannt ist, die abseits liegt, obwohl die bekannten Ausflugsziele rund um Maibrunn bei Sankt Englmar nicht weit sind. Ich selbst bin diese Kammtour das erste Mal im Sommer 2015 gegangen – damals, als ich Walter Pauses Bayerwaldwanderbuchklassiker „Wandern im Bayerwald“ aktualisieren durfte. Daher nehme ich mir diesmal die Freiheit heraus, die Wegbeschreibung wörtlich aus meinem (und natürlich auch Walter Pauses und seines damaligen Recherchewanderers Werner Heiss) Buch zu übernehmen.
„Wandern im Bayerwald“ war und ist eine Gemeinschaftsarbeit, die uns zeigte, dass über 50 Jahre alte „Geheimtipps“ hin und wieder selbst heute noch seltener begangene Routen sein können…
Los geht’s!
Viele Kammwege im Bayerwald sind bekannt, ja berühmt: Man denke nur an die beiden Hauptwanderlinien im Grenzkamm und in den Donauhöhen. Aber da gibt es auch Nebenkämme, abseits, fast unbekannt. Einer davon zieht sich zwischen Falkensteiner Vorwald und dem ersten Aufschwung der Donauhöhen in genauer Nord-Süd-Richtung. Er hat keinen Namen. Seine „Gipfel“ heißen Sicklasberg, 797 m, Hadriwa, 922 m, Pfarrerberg, 912 m und Birkenberg, 848 m. Dieser unauffällige Kamm schnürt sich immer wieder ein, zeigt freie Sättel, Furchen. Wiesen- und Wäldergrün wechseln interessant ab und so gibt es immer wieder Ausblicke – unverhofft zumeist, weil man stets aus Waldrändern tritt. Man schaut dergestalt ins Chamer Becken zu Beginn, dann auf den Vorwald, in die nördlichen Bayerwaldkämme, zu den Donauhöhen hinüber, ja selbst hinaus nach Straubing und seinen Gäuboden.  Wir erwandern nur einen Teil dieses Kammes, die Rationalisierungsmaßnahmen der Bahn machen uns einen Strich durch unsere andere Rechnung: Früher, als es in diesem Teil des Bayerwaldes  noch Bahnhöfe gab, konnten wir uns den gesamten Kamm leisten. – Doch zu lange Hinwege dürfen nicht sein, wenn am selben Tag noch der Rückweg geschafft werden muss.  Trotzdem: Im Großen und Ganzen ist es eine feine, stille Unternehmung, bei der nicht einmal ein paar Wirte fehlen…Nur der Funpark um Grün und Maibrunn beeinträchtigt ein bisschen unseren Flow. – Er zeigt uns: Auch das ist eine Art, zu leben. Gewiss, wir wollen ja tolerant sein und trotzdem tun sie uns leid: Die Massen, deren Autos am Wochenende zu Hunderten – eng aneinandergedrängt – nicht nur die Parkplätze, sondern auch die angrenzenden Wiesen zupflastern, die den „Bayerwald-Coaster“, den „Bayerwald-Bob“ und die längste Achterbahn Bayerns, den „Voglwuide Sepp“ überfluten. Hektik im Alltag, Reizüberflutung in der Freizeit…schneller, höher, weiter. Wir sind ja – wie gesagt – tolerant: Ein Teil der Welt, doch nicht unser…Wir sparen uns also – dank fehlender Bahn – den ersten Anstieg und parken bereits auf 691 m in Zierling, gehen die Fahrstraße ein paar Meter zurück und stoßen auf das „Grüne Dreieck“. Mit ihm biegen wir ab,  zum Sicklasberg und drüberhalb am Rande der Wiesen gerade durchs Gebüsch steil zum Kreuzhaus hinauf. Hier machen wir die gehörige Rast. Drunten im Norden liegt Rattenberg, darüber stehen Kaitersberg und Hoher Bogen, weit draußen vor den Oberpfälzer Kuppen liegt Cham. Über dem Kreuzhaus: Das Gipfelkreuz! Man betrachte es genauer: Das Kreuz trägt einen unerwartet modernen Schmuck: Neonröhren! Lasst das nur nicht Bergbahnbesitzer und andere Technikfreaks wissen! Sonst kommt das noch in Mode. Man stelle sich vor: Nachts würden alle Gipfelkreuze erstrahlen…Zu viel ist oft zu viel des Guten.  Also wollen wir schweigen, weitergehen, hoffen, dass unser Buch nicht von den Falschen gelesen wird und bitten vorsichtshalber die betroffenen Berge jetzt schon um Vergebung! Also weiter mit dem „Grünen Dreieck“, erst auf ebenem Waldweg an einem Sendemast vorbei, später über die Wiesen bei Kufhäusern (wieder Blick auf Straubing!) zur Einöde Riedelswald – wo wir den Osser sehen, Arber und Pröller. Wir queren die Fahrstraße, dann auf und ab im bewaldeten Hadriwa-Nordosthang. Kurz vor unserem Ziel erreichen wir die Straße nach Maibrunn, sind froh, dass wir sie überqueren dürfen und genießen noch kurz den Gipfel des Pfarrerbergs. In Maibrunn stürzen wir uns ins Getümmel – oder lieber nicht, sondern suchen vielmehr die „eckige grüne 5“, mit der wir durch Wälder hinab nach Elisabethszell fliehen. Und wieder mal verführen uns ein kühles Bier oder andere flüssige Genüsse – der Weg vom Kreuzhaus hierher war  lang und wir müssen ja auch Kraft sammeln für den letzten Anstieg. Erst mit der „eckigen grünen 8“ die Fahrstraße entlang, durch Altenried und kurz links, dann rechts abgebogen zum Kreuzhaus. Dort – wir sind ja flexibel – wählen wir zum Abstieg einen anderen Weg: Die offiziell „runde rote 7“ und die „eckige grüne 9“ bieten schönere Ausblicke. Wir sagten „offiziell“ „runde rote 7“, das ist unser Weg laut Markierungsvorschrift des Naturparkvereins. Doch anscheinend waren hier kreativere, aufmüpfige Markierer am Werk: Was wir nicht alles entdeckten: eine eckige rote 7 auf weißem Grund, ein weißer Kreis, rot umrandet und vieles mehr. Doch keine Angst: Wir verlaufen uns nicht. Schließlich bleiben Vielwanderer ja flexibel…
Anfahrt:
– vom BW: B 85 in Richtung Prackenbach-Viechtach. Bei Prackenbach abbiegen in Richtung Rattenberg. Im Tal des Klinglbachs heißt es: Aufpassen auf die leicht übersehbare Abzweigung nach Zierling! Wer sie verpasst, kann auch bis zur nächsten größeren Abzweigung weiterfahren, dort links abbiegen und vor dem Fabrikgebäude in Streifenau-Kleinmenhaupten links abfahren, hinauf nach Zierling.
– von „außen“: A 3 Ausfahrt 107 Bogen, St 2139 in Richtung Viechtach. Bei Grün kurz in Richtung Rattenbach, nach Klinglbach jedoch halblinks halten, ebenso nach Gneißen. Im Tal des Klinglbachs heißt es: Aufpassen auf die leicht übersehbare Abzweigung nach Zierling. Wer sie verpasst, kann auch bis zur nächsten größeren Abzweigung weiterfahren, dort links abbiegen und vor dem Fabrikgebäude in Streifenau-Kleinmenhaupten links abbiegen nach Zierling.

Naviadresse: Zierling; 94371 Rattenberg.
Charakter: Abgelegene Höhenwanderung auf markierten Wegen, überaus abwechslungsreich, weite Ausblicke. – Höchster Punkt: Hadriwa, 922 m.
Einkehr: Kreuzhaus, 870 m; Maibrunn, 855 m.
Karte: Fritsch Wanderkarte 1:50000 „Vorderer Bayerischer Wald – Naturpark Bayerischer Wald“, Karte des Landesamts für Vermessung 1:50000 „Naturpark Bayerischer Wald, westlicher Teil“.
Internet: www.rattenberg.de , www.waldwipfelweg.de .
Sonstige Hinweise:
 – Baden: keine Badegelegenheit für Menschen, keine für Hunde.

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