Bericht von Alois Herleinsberger
Im Programmheft ausgeschrieben war „Im Banne des Tauernkönigs“. Was aber wenn dort die Wettervorhersage für den Zeitraum vom 18.07. bis 21.07.2020 eher bescheiden ausfällt?
Vor dieser Frage standen Robert, Günter, Benjamin und Alois am Mittwoch Abend vor dem geplanten Termin. So wurden verschiedene Ziele ins Auge gefaßt und aus Gründen wie: „Anreise zu weit“, „ungünstige Wettervorhersage“, „ausgebuchte Plätze auf der Hütte“ auch wieder verworfen. Schließlich fiel die Auswahl auf die Silvretta, eher als Eldorado für Skitouren bekannt.
Damit wir gleich am Samstag früh zum Vallüla (2813 m) starten konnten, fuhren wir am Vortag mit dem Sektionsbus nach Galtür (1584 m). Um den Komfortbedürfnissen von Herren mittleren Alters gerecht zu werden, entschieden wir uns für die Pension „Vermunt“ in Galtür. Dies stellte sich als kluge Entscheidung heraus, war es doch um 7.30 Uhr noch recht kühl, als wir mit den Fahrrädern zur Bieler Höhe (2071 m) starteten.
Selbst Nadelstreifenalpinisten stehen früh auf, wenn es das Vorhaben verlangt. Uns allen war klar, dass das heutige Gipfelziel nicht so exklusiv sein wird wie die Vallüla. Ist doch der Piz Buin mit 3312m der höchste Gipfel der Silvretta und bis auf eine Kaminkletterei im unteren zweiten Schwierigkeitsgrat technisch einfach.
Die „Ameisenstraße“ am Ochsentalgletscher verriet uns den Weg zum Gipfel. Bis auf die erste Steilstufe war es eine Gletscherwanderung zur Buinlücke (3052 m).
Zustieg über Ochsentalgletscher
Der Piz Buin war nur ein Etappenziel, Tagesziel war die Saarbrücker Hütte (2538 m). Also nix wie runter und mit den Bikes von der Wiesbadener Hütte auf die Bieler Höhe in 30 Minuten. Die 800 Höhenmeter Auffahrt zur Saarbrücker Hütte forderte noch einmal unsere volle Motivation.
Vom Hüttenwirt Stefan bekamen wir letzte Details über die Tour. Das einzig Unangenehme an dieser Route war der Zustieg durch eine Schotterrinne, die ohne ein installiertes Fixseil kaum zu bewältigen wäre. Am Grat angelangt nur noch solider Fels, geschmeidige Kletterei, kühne Abseilstellen und Fernsicht bis zum Horizont. Mittlerweile waren die Seilschaften Benjamin und Günter sowie Robert und Alois eingespielte Teams, die den kletter- und sicherungstechnisch Anforderungen souverän gewachsen waren.
Fünf Stunden Fahrtzeit nach Passau, „da geht doch vormittags noch was!“. Der Ostgrat auf den Kleinlitzner (2783 m) schien uns das geeignete Ziel.Der Einstieg direkt neben der Hütte, davon träumt doch jeder Sportkletterer! Angetrieben durch heranziehende Regenschauer kletterten wir in zwei Stunden auf den Gipfel, der Abstieg über den Klettersteig bei einsetzendem Nieselregen und nassen Felsen forderte noch einmal unsere ganze Aufmerksamkeit.
Noch einmal bewiesen sich unsere Fahrräder als ideales Abstiegsgerät. Mittlerweile hatte der Niederschlag aufgehört, so konnten wir entspannt die Ausrüstung ins Auto laden und die Heimfahrt antreten. Was bleibt ist die Erinnerung an intensive und fordernde Tage in archaischer Landschaft mit Freunden.