Es war schon ein erhebender Augenblick, als am Freitag, 23. August 2019, über dem Gipfel des Hinterhorns ein Kreuz „wie aus heiterem Himmel“ einflog. „Unser“ Hubschrauberpilot Georg Schuster, der seit vielen Jahren die Versorgungsflüge zu unseren Hütten zuverlässig durchführt, hatte das Kreuz an einem langen Seil unter seinem Hubschrauber und setzte es punktgenau auf die vorbereiteten Befestigungspunkte. Mit wenigen Handgriffen und einem großen Schraubenschlüssel wurden die vier Muttern an den im Fels fest verankerten Gewindestangen angezogen. Auch die vier dünnen Drahtseile, die das Kreuz nach allen Seiten hin absichern sollen, waren schnell am Boden montiert. Das Kreuz stand jetzt fest und unumstößlich als neues Wahrzeichen am Loferer Steinberg.
Gelungen ist diese präzise Aktion einem besonderen Mann, dem der Loferer Steinberg Heimat ist, wie keinem Zweiten: Adi Stocker aus St. Ulrich am Pillersee, Bergsteiger aus Passion und Autor des vor zwei Jahren im Panico-Verlag neu erschienenen Berg- und Kletterführers „Loferer und Leoganger Steinberge“. Unterstützt wurde er dabei insbesondere von seinem Sohn Lukas, der als Metallbauer bei der Herstellerfirma Valenta Metall GmbH in Fieberbrunn den Auftrag hatte, den Entwurf seines Vaters Realität werden zu lassen. Neben seinen hilfsbereiten Freunden Peter Adelsberger und dessen Sohn Oliver waren auch zwei Flügelhornbläser – Andi Wimmer aus Lofer mit Tochter – mit auf das Hinterhorn gestiegen und haben mit Stücken aus der Deutschen Messe von Schubert dieser Gipfelkreuzinstallation einen würdigen und feierlichen Rahmen gegeben. Zwei Damen, die die Gruppe begleiteten, hatten sogar eine Flasche Sekt im Rucksack, die dann von allen Anwesenden genüsslich geleert wurde, aber auch ein paar Dosen Bier wurden von Adi Stocker an seine Freunde verteilt.
Das bisherige Gipfelkreuz hatte viele Jahrzehnte auf dem Hinterhorn gestanden. Der Zahn der Zeit war ihm deutlich anzumerken. Es war ein einfaches Eisenkreuz, dem der Lack abbröckelte und an dem der Rost nagte, das windschief auf dem Gipfel stand und von Eisenstangen gestützt werden musste. Dieses Kreuz wurde „erlöst“, in einer eigenen Aktion abgesägt und ebenfalls per Hubschrauber ins Tal geflogen. Jetzt wird es bei einem Bauernhof in St. Ulrich wieder aufgestellt. Der Vorschlag, das Gipfelkreuz zu ersetzen, kam von unserer Hüttenwirtin der von-Schmidt-Zabierow-Hütte, Katharina Filzer-Meiberger. Sie meinte, die 120-Jahr-Feier unserer Hütte, die am 7. und 8. September stattfinden wird, wäre ein guter Anlass dazu. Glücklicherweise fand sich in dem Ortenburger Unternehmer Karl Wisspeintner (Micro Epsilon Messtechnik GmbH & Co.KG) auch ein Spender, der diese Aktion ermöglichte. Ihm sagen wir auch auf diesem Weg unseren herzlichsten Dank.
Das neue Kreuz hat ein modernes Design. Wie das alte Kreuz ist es recht einfach gehalten. Die Kombination zweier Materialien – Edelstahl und Lärchenholz – war dem Gestalter Adi Stocker sehr wichtig. Das Kreuz hat durch die konische Form des Stammes und des Querbalken eine erhöhte, gen Himmel strebende Wirkung, wenn man knapp davor steht. Den kirchlichen Segen wird der Passauer Generalvikar Dr. Klaus Metzl anlässlich der Bergmesse zum Hüttenjubiläum am 8. September auf den Hinterhorngipfel hinauf schicken. Dort oben soll – auch angesichts des neuen Kreuzes – allen, die nach einem steilen, anstrengenden Anstieg dort ankommen, bewußt werden, dass das perfekte Werk des Schöpfers nur bewahrt werden kann, wenn die Menschen die dafür erforderlichen Anstrengungen auf sich nehmen.
Hinterhorn / Mitterhorn? Zwei Namen, ein Gipfel!
Adi Stocker hat das Rätsel aufgelöst: Von Lofer aus betrachtet, ist der Gipfel gar nicht zu sehen. Er befindet sich hinter einem kleineren Vorgipfel, daher wird der Berg von der Loferer Seite her „Hinterhorn“ genannt. Für den Betrachter aus dem Pillerseetal, der anderen Seite des Steinbergs, befindet sich der Gipfel in der Mitte zwischen dem östl. Rothorn und dem Nackten Hund, daher wird der Berg von dieser Seite „Mitterhorn“ genannt. Da wir in der Regel den Berg von der Loferer Seite, auf der auch die von-Schmidt-Zabierow-Hütte steht, besteigen, werden wir den Berg künftig als „Hinterhorn“ bezeichnen. „Mitterhorn“ werden wir verwenden, wenn wir den Berg von der westlichen Seite, also von der Pillersee-Seite , beschreiben.
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